Kommentar:Hoffnungsträger gesucht

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Die CSU-Fraktion hat ihren Nachwuchs verprellt. Vielleicht sind die Jungen nicht mehr so zuverlässig wie die Alten, vielleicht haben die Alten auch nicht mehr genug zu bieten. Fakt ist: Die Fraktion muss dringend neue Leute aufbauen

Von Viktoria Großmann

Dafür, dass die CSU im Dachauer Stadtrat gerade einmal zwölf Jahre lang den Oberbürgermeister stellte - im Vergleich zu 30 Jahren Lorenz Reitmeier - , sind die Erschütterungen erheblich. Noch lange nicht hat die Fraktion sich vom Verlust des Amtes erholt, im Gegenteil, es scheint, als würden die Nachwirkungen jetzt erst evident. Mit Dominik Härtl ist nicht nur der Fraktionsvorsitzende und auch nicht nur irgendein Postenträger ausgeschieden, sondern ein angesehener, wortgewandter, meinungsstarker und sehr engagierter Lokalpolitiker, der bei den Kommunalwahlen 2014 mehr als 7000 Stimmen erhielt. Seine Wähler dürfte er enttäuschen. Seine Fraktion lässt er im Stich.

Oder auch diese ihn. Perspektiven jedenfalls scheint die CSU ihrem Nachwuchs nicht genug zu bieten. Sie schaffte es nicht, Härtl zu halten und auch nicht Christian Stangl. Härtl war schon früher in seinem Beruf erfolgreich, warum gibt er diesem erst jetzt den Vorrang?

Florian Schiller als neuer Vorsitzender führt einen Ältestenrat an, dessen Mitglieder zum Teil fast doppelt so alt sein dürften wie er. Zwar hat er daneben und auf den Nachrückerplätzen noch einige jüngere Kollegen. Doch der charismatische Nachwuchs, der, dem man eine OB-Kandidatur zugetraut hätte, ist weg. Zum Teil zeigt das eine allgemeine Tendenz. Die nämlich, dass die Jungen die allseits geforderte berufliche Flexibilität ernst nehmen und in kürzeren Zeiträumen denken, als die Generation vor ihnen. Doch muss man nicht trotzdem von jemandem, der sich für den Stadtrat aufstellen lässt, erwarten können, dass er dann auch sechs Jahre lang seinen Job macht?

"Wir schauen jetzt nach vorn", sagt der neue Fraktionsvorsitzende Florian Schiller. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Die Fraktion hat die Orientierung verloren. Wenn sie wieder Ansehen und Vertrauen im Stadtrat und bei den Dachauern gewinnen will, braucht sie Ideen, Engagement und ein paar gute, auch neue Köpfe. Auch die Nachrücker im Stadtrat müssen sich beweisen. Ein einziger junger Hoffnungsträger reicht für die großen Aufgaben nicht aus.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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