Kommentar:Hilferuf verhallt

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Kein Jugendsozialarbeiter für die Verbandsgrundschule: Die Enttäuschung in Karlsfeld ist nachvollziehbar. Die Ablehnung des Kreistags allerdings auch

Von Gregor Schiegl

Das Schlimmste, was man von der Verbandsgrundschule München-Karlsfeld in den vergangenen Jahren gehört hat, war, dass der Bau dringend mal saniert gehört. Durch die Fenster pfeift der Wind und an manchen Stellen sickert Wasser durchs Dach. Mit dem Neubau der Grundschule wird das Problem in absehbarer Zeit gelöst. Auch im Schulbetrieb lief in der Vergangenheit alles erfreulich reibungslos. Das ist engagierten Lehrern zu verdanken und einer Schulleiterin, die soziale und pädagogische Innovationen immer aktiv vorangetrieben hat. Integration ist Ursula Weber ein besonderes Anliegen.

Ihr Ruf nach einem Jugendsozialarbeiter sollte deshalb ein Weckruf sein. Die Schulen werden mit immer neuen gesellschaftspolitischen Aufgaben beladen. Sie sollen Kindern, die aus einem fremden Kultur- und Sprachraum kommen, das Rüstzeug geben, damit sie von dem Unterricht überhaupt etwas mitbekommen. Sie sollen bei deutschen Kindern an Erziehung nachholen, was die gestressten Eltern versäumt haben. Sie sollen Verhaltensauffällige in den Klassenverband integrieren und Lernschwache besonders fördern. Und das bei Klassenstärken von bis zu 28 Kindern.

Es wäre Aufgabe des Kultusministeriums, die Schulen mit entsprechend geschultem Personal auszustatten, damit diese ihre Aufgaben sinnvoll bewältigen können. Weil das nicht geschieht, versuchen die Schulen sich beim Landkreis ersatzweise mit Jugendsozialarbeitern zu behelfen. Das ist nicht deren Zweck und Aufgabe. Deswegen ist das Nein des Kreistags auch kein Skandal. Der Skandal ist, dass die Schulen nach dem falschen Mittel schreien müssen, weil das richtige nicht angeboten wird. Wer kein Werkzeug hat und einen Hammer braucht, nimmt eben lieber die Zange, eher er weiter versucht, den Nagel mit dem Daumen in die Wand zu drücken.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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