Kommentar:Gute Zeiten für bessere Ideen

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Bezahlbaren Wohnraum gibt es keinen mehr. Es muss gebaut werden. Für alle.

Von Viktoria Großmann

Für Bauherren könnten wunderbare Zeiten anbrechen, noch bessere vielleicht für Menschen, die innovative Ideen für den Wohnungsbau haben. Denn es ist evident: Bezahlbaren Wohnraum gibt es wirklich keinen mehr. Es muss gebaut werden. Für alle. Für Zuzügler aus ganz Deutschland, für Menschen, die sich um eine Sozialwohnung bewerben müssen, weil sie von ihrem Gehalt die ortsübliche Miete nicht zahlen können und für Flüchtlinge. Es wäre müßig, jetzt die übliche Schelte anzustimmen, laut der all das schon vor Jahren hätte geschehen können. Nicht nur Politiker zögern Taten gern hinaus, bis die Folgen der Tatenlosigkeit nicht mehr zu ignorieren sind. Das ist leider menschlich. Man kann auch eine Chance sehen. Die steckt in der Aufgabe, für alle und jeden zu bauen.

Das macht es nötig, nicht nur Bauland für Doppelhaushälften auszuweisen, ein Einheimischenmodell aufzulegen und ansonsten über Giebelhöhen zu diskutieren. Auch die DDR-Platte ist wohl genauso wenig die Antwort, wie die westdeutschen Nachkriegsblöcke. Stattdessen muss und kann über neue Bauweisen und Wohnformen nachgedacht werden. Architekten haben dazu bereits vielfältige Ideen und Modelle, auch in Dachau. Es gibt Möglichkeiten, schnell und günstig mit wenig Flächenverbrauch zu bauen. Wenn die Politik jetzt in eine Diskussion über innovativen Wohnungsbau einsteigt, dann haben alle etwas davon. Nur einen Fehler darf sie nicht machen: den, in Gruppen zu denken. Häuser nur für Sozialhilfeempfänger und Häuser nur für Flüchtlinge zu bauen, macht auf Dauer keinen froh. Nicht nur, weil es auf der Hand liegt, dass dadurch sozialen Spannungen Vorschub gegeben wird.

Dachau und die Metropolregion verzeichnen nicht nur Zuzug, sondern einen konstant recht hohen Bevölkerungsaustausch. Wohnungen werden also kaum auf Jahrzehnte hinaus von denselben Mietern bewohnt. Sie sollten verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Vernünftiges, würdiges Wohnen kann ganz erheblich zu einem friedlichen Miteinander beitragen. Das mag ein Gemeinplatz sein, aber dass er für alle Menschen gilt, kann derzeit kaum genug betont werden. Jetzt ist die Chance, neue und bessere Wohnungen für alle und für einige Generationen zu bauen. Das wäre kein Geld ausgeben, das wäre eine Investition - eine, die sich garantiert auszahlt.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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