Kommentar:Gute Absichten

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Dass sämtliche CSU-Landräte auf der Verkehrskonferenz die Bedeutung der Radwege gleichberechtigt neben Autobahn- und Schienenausbau nennen, ist ein positives Zeichen

Von Viktoria Großmann

Die zweite Verkehrskonferenz München-Nord hat auf den ersten Blick nicht soviel gebracht, wie ungeduldige Bewohner des Großraums München sich erhoffen könnten: Studien, Gutachten, Befragungen, Voruntersuchungen. Dabei erlebt die Belastung von Straßen und Bahnen jeder Pendler täglich. Die aktuellen Daten des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum zeigen: Der Landkreis Dachau ist in den vergangenen Jahren schneller gewachsen als alle anderen Landkreise, schon jetzt pendeln täglich mehr als 40 000 Angestellte über die Landkreisgrenzen, die meisten nach München. Neuer Wohnraum entsteht zu langsam und wenn die Wohnungen in der Nähe der Arbeitsplätze nicht ausreichen, entsteht noch mehr Verkehr.

Kein Grund, zu verzweifeln. Den Dachauern und dem gesamten Großraum geht es gut. Wie Stefan Löwls Amtskollege Christoph Göbel aus München im Thoma-Haus sagte: "Wir haben eine paradiesische Ausgangslage." Aufgabe der Politiker aber ist es nun, an die Kehrseite der Medaille zu denken. Dass sie das jetzt landkreis- und stadtübergreifend tun, kann man selbstverständlich finden, es hätte diese Zusammenarbeit auch schon längst geben können, aber nun ist sie da, und es bleibt kaum Zeit, über Versäumnisse nachzudenken. Zumal Resultate, wie etwa Verbesserungen im MVV, schon vorzuweisen sind.

Einen Zeitrahmen für die Ideen von heute hat Verkehrsminister Herrmann angedeutet: Derzeit werde umgesetzt, was vor zehn oder 15 Jahren erdacht wurde. Wichtiger sei es unterdessen geworden, "menschenverträglich" zu bauen. Was für einige Menschen ein schnellerer Verkehrsweg ist, sei für andere eine Lärmquelle. So eine Aussage gibt Anlass zur Hoffnung, dass heute nicht nur über die Grenzen von Landkreisen hinaus, sondern auch über die Grenzen messbarer Wirtschaftlichkeit hinaus gedacht wird. Auch dass sämtliche CSU-Landräte die Bedeutung der Radwege gleichberechtigt neben Autobahn- und Schienenausbau nennen, ist ein gutes Zeichen. Noch sind das meiste nur Absichtserklärungen. Aber die Absichten sind gut.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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