Kommentar:Folgen einer Fehlplanung

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Die ehemalige Koschadeklinik in der Dachauer Altstadt hätte so nie gebaut werden dürfen. Der Stadtrat hat die städteplanerische Bausünde mittlerweile eingesehen. Aber es ist zu spät. Der Bauausschuss hat das Wort.

Von Wolfgang Eitler

Das Gebäude der ehemaligen Koschadeklinik hätte niemals so gebaut werden dürfen. Alle weiteren Probleme sind Ursache dieser einen Fehlentscheidung des Stadtrats vor mehr als 30 Jahren: Nach dem Artikel 34 des Baugesetzbuches hätte sich der Klinikbau ausschließlich am Umfeld orientieren dürfen. Aber der Stadtrat genehmigte ein Klinikum auf 4000 Quadratmetern Geschossfläche, das sämtliche Kriterien gelungener Städteplanung am Altstadthang missachtete. So wurde weder die prägende Baulinie zur Konrad-Adenauer-Straße noch zum weithin sichtbaren Hang eingehalten.

Dem Vernehmen nach hatten sich Landkreis, Stadt und die damalige Koschadeklinik damals auf einen Handel geeinigt: Die Frauenklinik Koschade blieb an ihrem Standort und baute das leer stehende Schloss in Deutenhofen bei Hebertshausen nicht aus. Der Landkreis soll befürchtet haben , dass sonst ein großer Konkurrent für das damalige kommunale Kreiskrankenhaus entstehen könnte.

Die städteplanerischen Fehler gestand sich der Stadtrat später selbst ein. In der vor einigen Jahren erst beschlossenen Leitlinie für die Altstadtkrone, also für sämtliche Gebäude am Hang bis hin zum Rathaus, heißt es: "Die Koschadeklinik bedarf eines Rückbaus." Die Chance dazu hätte sich beim Verkauf vor vier Jahren durch die damaligen Rhön-Amperkliniken ergeben, welche das Haus in der Altstadt übernommen und schließlich den Betrieb dort aufgelöst hatten.

Verhandlungsführer war der Landkreis selbst, der Mitinhaber der Amperkliniken ist. Er hätte allerdings, unterstützt vom Stadtrat, auf das Baurecht von 4000 Quadratmeter und damit auf sehr viel Geld verzichten müssen, um eine kleinere, der Altstadt angemessene Lösung zu ermöglichen. 3,2 Millionen hatten die Amperkliniken erlöst. Jetzt hoffen nicht nur die Anwohner an dieser Bauruine inständig, dass das Beton-Skelett bald verschwindet. Am Dienstag tagt dazu der Bauausschuss.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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