Kommentar:Fehlende Kunden

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Vor der Haustüre einzukaufen, bringt viele Vorteile mit sich. Dafür müssen jedoch auch die Kunden ihr Kaufverhalten überdenken

Von Rudi Kanamüller

Rudolf Ungnadner betreibt seit Jahren den einzigen Lebensmittelladen in Haimhausen. Was die Zukunft betrifft, macht sich der 61-Jährige keine große Illusionen mehr. Zu lange schon geht die Diskussion um die künftige Nahversorgung Haimhausens. Und die, das wird nun so langsam auch dem Letzten klar, steht mehr denn je auf der Kippe - wenn sich nichts Entscheidendes tut. Denn formal schließt Ungnadner sein Geschäft im Jahr 2021. Keiner weiß, wie es weiter geht.

Seit 13 Jahren schon führt der Einzelhandelskaufmann aus Unterschleißheim zusammen mit seiner Frau den Supermarkt. 13 Jahre sind eine lange Zeit. Das heißt: So viel kann der Geschäftsmann Ungnadner nicht verkehrt gemacht haben. Im Gegenteil. Das haben aber vielleicht die potenziellen Kunden. Und hier dürfen sich viele in Haimhausen angesprochen fühlen. Was haben sie dazu beigetragen, dass so ein Geschäft wie der Nahkauf, der zwar zur Rewe-Gruppe gehört, aber völlig selbständig und nicht abhängig ist, auch in Zukunft existieren kann? Sie haben sicher, wie sich auch andernorts zeigt, ihre Großeinkäufe woanders erledigt - bei den großen Sortimenten und Discountmärkten in der Umgebung. In Haimhausen haben sie nicht die Euros, sondern allenfalls nur Cent gelassen. Mit allen Konsequenzen.

Pech für den Ort, der in den vergangenen Jahren zum bevorzugten Wohnort gut und sehr gut verdienender Menschen geworden ist. Sie wird man auch weiterhin kaum im Nahkauf oder in einem möglicherweise großen Markt auf der "grünen Wiese" am Kramer Kreuz antreffen. Die Leidtragenden werden, wie im Nachbarort Unterschleißheim derzeit zu besichtigen ist, Leute sein, die über kein Fahrzeug verfügen. Genauso wie ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Es sind die Einheimischen. Anstatt nun krampfhaft nach Alternativen zu suchen, sollten sowohl Gemeinderäte als auch Einwohner ihre Energie darauf verwenden, so Exoten wie den Nahkauf in Haimhausen zu halten. Und auch dort einkaufen gehen.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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