Kommentar:Falsche Freunde

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Es gibt kein Vorbild, wie ein historisches, ehemals sakrales Bauwerk zu retten ist, das einen ganzen Ort beherrscht. Beim jetzigen Bauzustand des Klosters muss der ganze Ort Altomünster fürchten, dass ihm sprichwörtlich das Dach überm Kopf zusammenfällt

Von Wolfgang Eitler

Zuerst die alternativen Fakten: Schwester Apollonia muss das Kloster Altomünster verlassen, weil Vatikan und Bistum München mit ihr kein Einsehen haben. Selbstverständlich wäre das Kloster noch zu retten, indem sich neue Nonnen ansiedeln. Es fehlt auf Seiten der kirchenrechtlich Verantwortlichen an Bereitschaft und Einsicht, dass der Orden in Altomünster als historisches religiöses Zentrum erhalten werden muss. Die Böse in den Brandbriefen, die Abgeordnete aus Europa, Deutschland und Freistaat kontinuierlich erreichen, ist die Apostolische Beauftragte Gabriele Konrad, Generalvikarin von Schönbrunn.

Doch ihre Fakten, die sie im Laufe eines Jahres gesammelt hat, sprechen für sich: Der Orden ist pleite, weil der frühere Klosterdirektor fehlinvestiert hat. Das Klostergebäude befindet sich in einem Zustand, der gesundheitsgefährdend ist. Das Kamerateam des Bayerischen Rundfunks drehte am Montag und schützte die Atemwege mit Tüchern vor den zentimeterdicken Schimmelschichten an den Wänden. Übrigens gerade mal 50 Meter vom Refektorium, dem Speisesaal entfernt.

Das Kloster gehört geschlossen, weil das Wohnen dort gesundheitsgefährdend ist. Die Schließung kommt viel zu spät, einige Teile scheinen unrettbar verloren zu sein. Man darf sich darüber wundern, dass Unterstützer des Klosters, beispielsweise die Fratres et Sorores ab Extra als Exklusivverband der Birgitten, nicht rechtzeitig die Politik und die Diözese alarmiert haben. Sie hatten Einblick, einige kannten den Zustand. Sie lamentierten lieber über den fehlgeleiteten Vatikan, der Schwester Apollonia nicht mag. Die Tatsache, dass das Birgittenkloster in Altomünster direkt dem Papst unterstellt ist, hat sich als Nachteil herausgestellt. Keine Kommune und kein Denkmalschutzamt hatten Zugang. Zahlen müssen Staat und Bistum. Bei diesem Kloster betritt das Bistum, wie deren Vertreter, sagen: "Neuland". Es gibt kein Vorbild, wie ein historisches, ehemals sakrales Bauwerk zu retten ist, das einen ganzen Ort beherrscht. Beim jetzigen Bauzustand muss der Ort Altomünster fürchten, dass ihm sprichwörtlich das Dach überm Kopf zusammenfällt.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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