Kommentar:Es hätte schief gehen können

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Für die DAH 3 in Großinzemoos muss schnell eine Lösung her. Ein Unfall kann hier schwere Folgen haben

Von Wolfgang Eitler

Die Großinzemooser Verkehrsdebatte ist ein Paradebeispiel für den Unterschied zwischen gefühlter und statistischer Wahrheit. Jeden Tag erleben Mütter auf dem Weg zum Kindergarten, Schüler und Passanten gefährliche Szenen. Da rast ein Auto am Ortseingang am Kindergarten vorbei oder überholt sogar. Die Reaktion ist stets die gleiche: ein Aufatmen. Wie gut, dass nichts passiert ist. Außerdem hat der Verkehrslärm mittlerweile die Grenze der Zumutbarkeit überschritten. Aber faktisch passiert nichts Gefährliches auf der DAH 3. Die Polizei meldet zwei kleinere Unfälle in diesem Jahr. Gleichzeitig ist das Landratsamt der Ansicht, dass die Durchgangsstraße aus baulichen und juristischen Gründen nicht entschärft werden kann.

Der Unfall am Kindergarten in Großinzemoos vom vergangenen Freitagabend ist aber ein Warnsignal. Zu einer anderen Tageszeit hätte er schlimmer ausgehen können. Deshalb sollten die Behörden sich nicht darauf beschränken, auf ihre engen Handlungsräume zu verweisen. Sie sollten vielmehr endlich gemeinsam mit den Bürgern darüber beraten, was denkbar, wünschenswert und was, bei allen Vorgaben, vielleicht doch noch möglich ist.

Besonders der Röhrmooser Ortsteil Großinzemoos braucht eine schnelle Hilfe. Denn die Hoffnung auch des Gemeinderats auf eine übergreifende Lösung mit einer Umgehungsstraße ist eine sehr zerbrechliche: Ein solches Projekt müsste in einen Gesamtverkehrsplan für den Landkreis passen und damit erweisen, dass er nicht nur innerörtlich vorteilhaft ist. Außerdem würde der Bau einschließlich der Genehmigung mehr als ein Jahrzehnt dauern. Schließlich ist es sehr fraglich, ob eine Umgehung tatsächlich verkehrsberuhigend wirken würde. In vielen Fällen bayernweit haben solche Maßnahmen nur noch mehr Autos angezogen. Insofern ist die Not in Großinzemoos auch ein Indiz dafür, dass der Verkehr im Ballungsraum München endgültig an seine Grenzen gestoßen ist.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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