Kommentar:Erfolgreiche Abschirmung

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Generalvikarin Schwester Gabriele Konrad bereitet die Auflösung des Klosters Altomünster vor. Sie hat den Auftrag Roms umgesetzt, die Einmischung´Dritter zu verhindern

Von Wolfgang Eitler

Nur mal angenommen, der Vatikan würde sich gegen eine Auflösung des Klosters der Birgitten in Altomünster entscheiden. Was wäre die Konsequenz? Würde die in der Bausubstanz bedrohte barocke Anlage nicht saniert werden? Oder wäre es denkbar, dass katholische Kirche und Freistaat Millionen Euro ausgeben, um ein Kloster für eine einzige dort noch lebende Nonne zu bewahren? Müsste gar Bürgermeister Anton Kerle zuschauen, wie die prägende Silhouette des ebenfalls barocken Ortskerns vor sich hin modert?

Altomünster kann nur inständig hoffen, dass der Vatikan die Auflösung beschließt und die Gebäude dem Bistum München-Freising überlässt. Und Rom kann nur hoffen, dass Bürgermeister Kerle, Gemeinderat, Landkreis Dachau und Diözese eine Lösung finden, die ähnlich faszinierend ist wie die für die Salesianerinnen in Eurasburg bei Bad Tölz. Dort entsteht ein Zusammenspiel aus geistlichem Zentrum und profaner Nutzung (Wohnungen und Büros). Leichter war die Lösung für die Ursulinen in Landshut mit einer funktionsfähigen Schule und einem Interesse der Regierung von Niederbayern an den Räumlichkeiten.

Bürgermeister Kerle erzählt freimütig, wie bestürzt und enttäuscht er über die Hiobsbotschaft aus dem Vatikan im Dezember vergangenen Jahres war. Auch er gehörte zu den Skeptikern der Generalvikarin, Schwester Gabriele Konrad aus Schönbrunn, die als Apostolische Kommissarin des Vatikans einen Zustandsbericht zu verfassen hatte und damit die Auflösung vorbereiten soll. Jetzt sagt er, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung zugunsten der Schwester gedreht hat. Mit diplomatischem Geschick und Contenance vermied Schwester Gabriele Konrad trotz massiver Kritik und persönlicher Angriffe scharfe Widerworte. Aber sämtliche Versuche, Einblick in ihre Arbeit zu gewinnen oder an ihr mitzuwirken, wehrt sie konsequent ab.

Dadurch ist es ihr gelungen, einen vermeintlichen Freundeskreis aus dem Kloster zu verabschieden, der sich selbstbewusst des engen Kontakts mit dem früheren Augsburger Bischof Walter Mixa rühmt. Mixa ist wegen Gewalttätigkeiten gegen Kinder und Jugendliche als Stadtpfarrer von Schrobenhausen vom Vatikans seines Amts enthoben worden. Er hat in Altomünster, das 31 Kilometer entfernt liegt, durchaus Freunde, die seine Verfehlungen als "ein paar kleinere Ohrfeigen" verharmlosen. Die Anordnung aus Rom, die Einmischung Dritter zu beenden, liest sich rückblickend wie der sibyllinisch formulierte - erfolgreich ausgeführte - Auftrag an die Apostolische Kommissarin zu einem rigorosen Abschirmdienst gegen eine eventuelle Einflussnahme des Bischofs auf das Kloster.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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