Kommentar:Ein schwarzer Tag für die CSU

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Der Abschied von Gerda Hasselfeldt trifft besonders die Partei im Landkreis Dachau

Von Helmut Zeller

Der Abschied von Gerda Hasselfeldt ist mehr als bitter für die CSU in der ganzen Münchner Region und trifft die Partei im Landkreis Dachau besonders hart. Der Kreisverband ist angeschlagen: Auf den Rückzug von Landrat Hansjörg Christmann nach 37 Jahren folgte in der Kommunalwahl 2014 ein nie da gewesener Einbruch. Sein Nachfolger gewann gerade noch mit einer Handvoll Stimmen Vorsprung vor dem SPD-Bewerber. Christmann garantierte lange Zeit satte Wahlerfolge. Die Partei verlor 2014 völlig überraschend auch noch das Dachauer Rathaus an die SPD und einen Oberbürgermeister Peter Bürgel, der die Stadt zu einer aufgeschlossenen Vergangenheitspolitik gedrängt hatte - zu ihrem Vorteil in der internationalen Wahrnehmung.

Nun also Gerda Hasselfeldt: Ihr ausgleichender, den Konsens suchender Politikstil tat der CSU-Landesgruppe gut - und nicht zuletzt der örtlichen CSU, auch wenn nicht alle sich daran ein Vorbild nehmen oder nehmen können. Vor allem aber schenkten die Landkreisbürger Gerda Hasselfeldt ihr Vertrauen, fühlten sich von ihr verstanden und angenommen. Diese Reaktion war bei fast jeder Veranstaltung mit der CSU-Landesgruppenchefin zu beobachten und mündete in ihre satten Wahlergebnisse von 60 Prozent und mehr. Der Parteinachwuchs beklagt indes Politikverdrossenheit und Vertrauensschwund. Beim Wähler verliert die CSU Bernhard Seidenaths und Stefan Löwls nun weiter an Gewicht.

Die Fürstenfeldbrucker Delegierten werden ihnen vermutlich einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzwingen, der oder die im Dachauer Land so gut wie unbekannt ist. Die Kreis-CSU hätte allerdings selbst keinen Kandidaten. Wie gerne hatten die Dachauer stets die Freundschaft zwischen ihrer Bundestagsabgeordneten und Bundeskanzlerin Merkel beschworen - und damit dem Wähler zu verstehen gegeben, wie gut er mit der CSU und Hasselfeldt in Berlin vertreten sei. Die Auftritte Merkels 2014 in der KZ-Gedenkstätte und im Wahlkampf, die Hasselfeldt zuwege brachte, waren fast schon so etwas wie ein Abschiedsgeschenk an ihre Parteifreunde.

Der Frage nach Hasselfeldts Rückzug wich man lieber aus, obwohl jedem klar war, dass er früher oder später kommen musste. Der bloße Gedanke daran zauberte der Parteiführung Sorgenfalten auf die Stirn. Die CSU wird mit dem Generationenwechsel fertig werden, auch wenn es gerade nicht danach aussieht. Etwa im größten Ortsverband Dachau, der seit 2014 nicht mehr auf die Beine kommt. Mit Ausnahme von Florian Schiller ist der Partei der viel versprechende Nachwuchs davongelaufen. Wolfgang Moll oder Christian Stangl und Dominik Härtl, die den Bedeutungsverlust der Partei auffangen hätten können. Ein schwarzer Tag für die Kreis-CSU.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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