Kommentar:Die wahren Anker

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Die Helfer bringen Ordnung in das Chaos aus immer neuen staatlichen Verordnungen und ermöglichen Integration. Der Freistaat unterstützt die Ehrenamtlichen dabei nicht, sondern schreckt sie ab

Von Thomas Radlmaier

Die CSU will mit aller Macht die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im Herbst sichern. Da sie Stimmenverluste an die AfD fürchtet, betreibt sie Symbolpolitik. Mit seinem "Asylplan" möchte Ministerpräsident Markus Söder suggerieren, anders als in Berlin habe man in Bayern einen Plan, wie man das vermeintliche Asylchaos in den Griff bekomme. Doch mit so einer Politik schafft die Staatsregierung nur Frust und Wut bei den Helferkreisen. Sie sorgt dafür, dass sich immer mehr Ehrenamtliche abwenden. Und wenn sich die Helferkreise nicht mehr kümmern können um die Integration, beginnt das wirkliche Chaos.

Die Mitglieder der Asylkreise haben täglich mit Flüchtlingen zu tun. Sie helfen ihnen bei einfachsten Dingen. Sie unterstützen die Menschen beim Einkaufen im Supermarkt. Sie zeigen ihnen, wie man am Fahrkartenautomat ein Ticket löst. Sie gehen mit ihnen zum Arzt. Oder sie machen Hausaufgaben mit den Schulkindern. Dank den Ehrenamtlichen haben Flüchtlinge ein paar Probleme weniger, mit denen sie sich beschäftigen müssen.

Somit gelingt die Integration leichter. Erst die Asylhelfer bringen damit etwas Ordnung in das Chaos. Sie sind so etwas wie der Libero auf dem Fußballplatz. Wenn irgendwo Probleme auftauchen oder die Staatsregierung grobe Schnitzer durch neue Verordnungen verursacht, versuchen sie, diese auszubessern. Etwa wenn das Innenministerium die Landratsämter anweist, jungen und motivierten Menschen jede Arbeit zu verbieten. Dann versuchen die Helfer alles, damit der Bäcker oder der Schreiner doch seinen Lehrling aus dem Senegal oder anderen Ländern behalten kann.

Die Helferkreise unterstützen damit nicht nur Flüchtlinge, sondern übernehmen auch staatliche Aufgaben. Sie vermitteln Jobs und Wohnungen. Doch statt ihnen dabei zu helfen, lässt der Freistaat sie bei der Integration der Menschen alleine. Nicht die Politik, sondern die Ehrenamtlichen vor Ort geben Menschen, die Schutz suchen, ein wenig Halt in einer fremden Gesellschaft. Die Helferkreise und ihr Engagement sind die wahren Anker für Flüchtlinge.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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