Kommentar:Die Kritik trifft die Falschen

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Mit ihrer Kritik am Ignaz-Taschner-Gymnasium macht sich die Fridays-for-Future-Bewegung die Falschen zum Feind

Von Julia Putzger

Eine scharf formulierte Kritik ist das, was die Dachauer "Fridays for Future"-Bewegung da an das Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG) gerichtet hat. Nicht nur, dass darin den Lehrkräften Verständnis von und Wissen über die klimatischen Prozesse abgesprochen wird. Die Jugendlichen erheben gar den Vorwurf der Sabotage. Sabotage ist die absichtliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit anderer, etwa durch Widerstand und Störung des Arbeitsablaufs. Dass das Kollegium des ITG - das mit der Schulveranstaltung wohl hauptsächlich vorhatte, das Interesse der Schüler für das Thema zu wecken und sich dabei an das Schulrecht zu halten - "Fridays for Future" tatsächlich eins auswischen wollte, scheint allerdings mehr als zweifelhaft zu sein.

Mit ihrem Versuch, so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu erhaschen, gelingt der Dachauer "Fridays for Future"-Bewegung vor allem eines: sich unbeliebt zu machen. Die Kritik an der Aktion des ITG ist kaum nachvollziehbar und birgt die Gefahr, dass viele, die von der Gruppierung bisher nur leidlich überzeugt waren, ihr nun den Rücken zu kehren. Klar, 40 000 Menschen am Münchner Königsplatz zu versammeln, sind ein Opfer, das gebracht werden muss. Aber was sollen die Rektoren tun, die dem Schulrecht verpflichtet sind und ihren Schülern deshalb keinen Freibrief für die Teilnahme am Streik geben? Klar, auch Pädagogen sind angesichts der Klimakatastrophe zu zivilem Ungehorsam aufgerufen - doch wenn sie es, warum auch immer nicht tun, muss man sie nicht gleich zu Saboteuren erklären.

Die Schulleitung wollte dem Dilemma dadurch entkommen, dass sie ein alternatives Angebot schaffte, bei dem die Schüler sich in konstruktiver Weise mit dem Thema auseinandersetzen konnten. Immerhin kann die Teilnahme der Schüler am Streik auch damit nicht vollkommen verhindert werden. Die "Fridays for Future"-Initiative ist enorm erfolgreich, zwingt die Politik zum Handeln - auch wenn bisher nur ein allzu mageres Klimapaket geschnürt wurde. Die Bewegung hat aber auch Gegner, die zwar gegenwärtig eher still sind, doch sollten die Aktivisten deshalb nicht diejenigen gegen sich aufbringen, die ihnen bisher wohlgesonnen waren - wie etwa die Dachauer Schulleitungen. Die heftige Attacke kann nicht durch den freundlichen Hinweis gemildert werden, dass man sehr gerne an "diversen zielführenden Projekten" zusammenarbeiten könne, auch nicht durch die nachträgliche Versicherung, dass die Schulen nicht der Feind der Bewegung seien. Die Initiative ist auf Kooperation angewiesen. Die sieht aber anders aus.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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