Man mag keinem eine solche Heuchelei zutrauen. Aber bei allem, was Politiker der CSU in letzter Zeit im Zusammenhang mit Flüchtlingen so von sich gegeben haben, drängt sich der Eindruck auf, dass ihnen eigentlich komplett egal ist, was die Helferkreise sagen. Sie ziehen ihre Politik durch, ohne Rücksicht auf die Ehrenamtlichen, die doch das Rückgrat der Asylpolitik sind. Sie bekommen einen Empfang hier, eine Ehrung da. Das soll sie beruhigen, für eine Weile still halten und die CSU-Politiker kommen bei gelegentlichen Besuchen noch aufs Pressefoto. Im Landkreis hat es schon ein paar Mal ordentlich gekracht zwischen Helferkreisen und Landrat Stefan Löwl. Der Behördenchef hat deshalb im April ein Krisentreffen einberufen, das die meisten Ehrenamtlichen jedoch als große Enttäuschung empfunden haben, als One-Man-Show des Landrats à la "so sind nun mal die Regeln, gewöhnt euch dran". Keine Spur von einem gleichberechtigten Dialog. Die Kluft, so das Gefühl vieler, ist noch gewachsen.
Monate danach hat sich der Ärger über Behörden und CSU-Flüchtlingspolitik nicht gelegt. Doch etwas ist anders geworden. Lange Zeit wurstelten die Helferkreise allein in ihren Gemeinden vor sich hin. Dann begannen sie, sich zu vernetzen, stehen heute in lebhaftem Austausch und besprechen ihre Probleme auf regelmäßigen Treffen. Das ist so im Dachauer Land wie in ganz Bayern. Die Helfer organisieren sich. Für die bayerische Staatsregierung und die Vertreter ihrer Asylpolitik in den Landkreisen ist das keine gute Nachricht. Der Boykott des Empfangs, die Aktion in Landsberg am Lech - das ist ein starkes Signal. Mehr und mehr gutwillige Flüchtlingshelfer lassen sich nicht einfach ruhigstellen, und sie nehmen ihre Schützlinge vor der CSU-Politik mit ihrer Forderung nach Obergrenzen und Sanktionen in Schutz. Auch kann ein Empfang flüchtlingsfeindliche Äußerungen nicht heilen. Die Helferkreise stehen zum ersten Mal gemeinsam gegen die CSU auf. Die Partei hat viel Vertrauen verspielt.