Kommentar:Der Kreistag als Ombudsmann

Lesezeit: 1 min

Bisher standen die Kreispolitiker den Sorgen der Arbeitnehmer im Amper-Klinikum eher reserviert gegenüber. Der Kreistag unter Landrat Stefan Löwl (CSU) hat eine neue Richtung eingeschlagen

Von Wolfgang Eitler

Vor allem die maßgeblichen Befürworter der Privatisierung der Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf aus den Reihen der CSU dürften nach der Aufsichtsratssitzung der Helios Amper Klinikum AG am vergangenen Mittwoch aufgeatmet haben. Denn so ganz sicher konnten sie sich nicht mehr sein, dass dieser Schritt weg von kommunalen Betrieben vor ungefähr 25 Jahren hin zur Übernahme durch Gesundheitskonzerne tatsächlich der richtige war. Unter der Rhön Klinikum AG vermochten sie sich mit einer erfolgreichen Kooperation zu brüsten, auch weil zwischen den Verantwortlichen eine Spezl-Beziehung entstanden war. Mit dem Rhön-Nachfolger Helios aus Berlin kamen die Rechner und Betriebswirte, die sich für Arbeitsabläufe bis ins Detail interessierten. Da passte nichts zusammen, als ob das Thoma-Klischee von den Preußen und den Bayern bühnenreif aufgeführt würde.

Jetzt verkünden Landrat Stefan Löwl (CSU) und Karin Gräppi, Personalchefin von Helios, gemeinsam die Zuversicht, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Aktionären künftig funktionieren wird. Aber die Kreispolitik sollte sich wegen der Erfolge in der Entspannungspolitik zwischen Dachau und Berlin nicht beruhigt zurücklehnen. Denn die Pflege und deren Qualität, vor allem die Belastung des Personals, dürften das große, zentrale Thema der Gesundheitspolitik im Landkreis werden.

In der Vergangenheit hatten sich die Kreispolitiker - aus emotionaler Nähe zur Rhön Klinikum AG - gerne als Arbeitgeber präsentiert, welche den Wünschen und Sorgen der Arbeitnehmer in den Kliniken reserviert gegenüber standen. Der neue Kreistag unter Stefan Löwl hat erstmals eine neue Richtung eingeschlagen. Zumindest betonen einige maßgebliche Kreisräte, dass die Lage der Pflegekräfte für sie entscheidend bei der Beurteilung der Amperkliniken sei.

Tatsächlich sind in diesem Bereich erhebliche Veränderungen zu erwarten, wie Helios-Personalchefin Katrin Gräppi im SZ-Interview skizziert. Zudem rückt die Krankenhausreform des Bundes die Position der Pflege und deren Qualität in den Mittelpunkt. Deswegen braucht das Klinikpersonal den Kreistag als interessierten Ansprechpartner und vielleicht sogar als Ombudsmann.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: