Kommentar:Der Abschied vom beschaulichen Dorf

Der Siedlungsdruck verändert die Region. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten

Von Rudi Kanamüller

Die Linie der Befürworter und Gegner eines Bürgerentscheids zieht sich quer durch alle Fraktionen. In der Abstimmung behielten die Befürworter mit zwölf gegen acht Stimmen zwar eine doch deutliche Mehrheit. Dennoch offenbarte die Diskussion eher eine grundsätzliche Unsicherheit darüber, wie es mit der Gemeinde Haimhausen in Zukunft weiter gehen soll.

Mit der Entscheidung für einen Verbrauchermarkt an dieser Stelle würde der Grundstein für ein weiteres, heftiges Wachstum der Gemeinde gelegt. Ob man will oder nicht. Diese Tatsache kann man nicht einfach dadurch verdrängen, indem man die Entscheidung pro oder kontra Bürgerentscheid von der singulären Entscheidung über den Verbrauchermarkt entkoppelt. Die Ansiedlung eines Marktes an dieser Stelle würde wie ein Magnet wirken.

Haimhausen gehört zu den Kommunen, die den Siedlungsdruck, der sich immer mehr und immer stärker aus der Landeshauptstadt hinaus in die Region verlagert, verstärkt zu spüren bekommen. Und Haimhausen wird darauf reagieren müssen. Mit der weiteren Ausweisung von Bauland, mit weiteren Gewerbegebieten und in der Folge mit weiteren notwendigen Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen, Kindergärten und Schulen. Wo die Gemeinde diese Entwicklung bereits vorweg genommen hat, ist bildhaft in der Hauptstraße zu besichtigen.

Die Nostalgiker im Haimhausener Gemeinderat ebenso wie in der Bevölkerung werden sich von dem Gedanken verabschieden müssen, den Status quo vom beschaulichen Dorf halten zu können. Sie werden sich wohl auch an das durch einen modernen Supermarkt geprägte neue Ortsbild beim Kramer Kreuz gewöhnen müssen.

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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