Kommentar:Debatte auf grausigem Niveau

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Dass in der Politik noch immer über die notwendige Unterstützung für das Tierheim nur geredet wird, obwohl dessen Not längst bekannt ist, ist einfach nicht mehr hinnehmbar

Von Helmut Zeller

Eigentlich ist alles gesagt, mehrfach schon, alle Fakten und Zahlen liegen auf dem Tisch, nur tut eben die Kommunalpolitik nichts und die Staatsregierung gleich gar nichts. Um den Tierschutz ist es deutschlandweit nicht gerade gut bestellt, und in Bayern fristet er geradezu ein Schattendasein. Es ist ja nur noch lächerlich, dass dieses reiche Bundesland nicht einmal Minimalbeträge in die Tierheime investieren möchte, die doch eine allgemeingesellschaftlich wichtige Aufgabe erfüllen. Die Bürgermeister widmen sich dem Thema immer mal wieder auf einer Dienstbesprechung mit Landrat Stefan Löwl (CSU), leiten wiederkehrende Debatten über die Fundtierpauschale in ihren Gemeinderäten - und das alles auf einem Niveau, das nur mehr grausig zu nennen ist.

Warum kommt denn keiner einmal auf die Idee, die SPD-Initiative über den Städte- und Gemeindetag der Staatsregierung nahe zu legen? Weil die Diskussionen über den Tierschutz von einer Ignoranz und Borniertheit geprägt sind, als lebten die betreffenden Kommunalpolitiker nicht im Jahr 2015 sondern in der Zeit vor hundert Jahren. Gut ist noch die Erinnerung an die Äußerung eines früheren Karlsfelder Bürgermeisters, man solle doch das Kleinvieh einfach an die Schlangen im Zoo verfüttern, dann wäre das Tierheim nicht ständig überfüllt. Dergleichen sagen einige heute nur noch hinter vorgehaltener Hand, weil sie das negative Medienecho fürchten. Heute rufen Bürgermeister eine Arbeitsgruppe ins Leben, die das Geschäftsgebaren des Tierschutzvereins unter die Lupe nehmen soll. Würden sie einmal die umfangreichen Unterlagen und Jahresberichte des Vereins zur Kenntnis nehmen, bräuchten sie keine Arbeitsgruppe. Außerdem dürfte bekannt sein, dass Silvia Gruber vor 22 Jahren den Verein übernahm, das bereits geschlossene Tierheim wieder öffnete und den Verein aus 800 000 Mark Schulden herausführte. Anderswo gäbe es dafür Auszeichnungen - im Landkreis Dachau gibt es dafür Häme und Beschimpfungen. Davon sind auch die unbezahlten Mitarbeiter betroffen - von wegen Ehrenamt, bei Tierschützern ist darauf gepfiffen.

Das erlaubt sich die Kommunalpolitik nur deshalb, weil sie nicht befürchten muss, dass sie am Zahl- und Wahltag ausgebuht wird. Und aus einem anderen Grund: Man weiß in den Rathäusern, dass die passionierte Tierschützerin Gruber und ihr Team bis zu krankmachender Selbstausbeutung den Tieren helfen wird. Da besteht kaum, hoffen sie, die Gefahr, dass sie einmal hinwerfen und die Arbeit bei Polizei und Gemeindeverwaltungen hängen bleibt.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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