Kommentar:Das Wunder von Pipinsried

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Alles ist möglich, wenn Menschen sich mit einem Ziel vor Augen zusammentun

Von Benjamin Emonts

Es ist immer noch schwer zu fassen: Der kleine Fußballverein aus der 600-Seelen-Ortschaft Pipinsried spielt in der kommenden Saison in derselben Liga wie der Deutsche Meister aus dem Jahr 1966, der Traditionsverein TSV 1860 München. Der Aufstieg in die Fußball-Regionalliga des FC Pipinsried ist zweifelsohne einer der größten und meist beachteten Erfolge, den eine Sportmannschaft aus dem Landkreis Dachau je erreicht hat. Es ist eine Erfolgsstory, über die längst deutschlandweit gesprochen wird. Und es ist die Krönung des Lebenswerks von Präsident Konrad Höß, der den Verein seit Jahrzehnten in den höchsten Amateurklassen hält, wobei niemand so richtig weiß, wie er das eigentlich hinbekommt.

Das zweite Fußballwunder, abgesehen vom sportlichen Aufstieg, vollbrachten nun die Fans und Mitglieder des Vereins. Mit Teamgeist und einer erstklassigen kämpferischen Leistung rüsteten sie das Stadion an der Reichertshauser Straße in weniger als vier Wochen zu einer regionalligatauglichen Spielstätte auf und erfüllten alle Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbands, die für ein kleines Dorf wie Pipinsried kaum zu bewältigen sind. Das Pipinsrieder Projekt zeigt, was alles möglich ist, wenn sich Menschen mit einem Ziel vor Augen zusammentun. Das Landratsamt Dachau, die Gemeinde Altomünster, Feuerwehr, BRK, ehrenamtliche Helfer und insbesondere lokale Baufirmen schlossen sich zu einem Team zusammen, das so lange rackerte, bis der Traum wahr wurde. Als Lohn bekommen sie nun Heimspiele wie gleich zum Auftakt gegen den Traditionsverein FC Schweinfurt.

Ob sich der Aufstieg womöglich als Eigentor erweisen wird, muss sich erst zeigen. Klar ist, dass die Regionalliga ein finanzieller und logistischer Kraftakt für den Verein werden wird. Mannschaften wie insbesondere der TSV 1860 München können aus einem Budget schöpfen, von dem die Pipinsrieder nur träumen. Sportliche Qualität kostet erfahrungsgemäß ihren Preis auf diesem Niveau. Auch ist zu hoffen, dass sich der Verein mit den großen finanziellen Aufwendungen für den Stadionaufbau nicht übernommen hat. Falls nicht, kann man das Projekt Regionalliga nur begrüßen. Die Euphorie im Landkreis riesig.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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