Kommentar:Blaupause für die Politik

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Der Leiter des Friedrich-Meinzolt-Hauses legt eine klare Analyse des Dilemmas in der Altenpolitik vor

Von Wolfgang Eitler

Der Leiter des Friedrich-Meinzolt-Hauses in Dachau, Christian Zanke, ist ein idealer Gewährsmann für die Kritik an der Seniorenpolitik der Bundesregierung und der Großen Koalition. Er kennt die unterschiedlichen Perspektiven aus eigenem Erleben. Er wohnt im schwäbischen Burgau kurz hinter Augsburg und fährt jeden Tag mit dem Auto nach Dachau. Unter zehn Stunden kommt er nicht aus dem Altenheim. Das bedeutet, er ist zwölf Stunden am Tag unterwegs. Er ist also mobil und flexibel, ein moderner Angestellter, der sich den Arbeitsplatzchancen anpasst. Außerdem wohnt Christian Zanke in einem Mehrgenerationenhaus, also in dem Ideal aller ambulanter Altenhilfe. Die Familie könnte, unterstützt von der Pflegekasse, Angehörige betreuen. Der gelernte Pfleger Zanke aber fragt: "Wie soll ich mich bei meinem Arbeitstag effektiv um meine Eltern oder die meiner Frau kümmern können?"

Das Ideal zerschellt an der Realität. Ganz zu schweigen von der Kritik der Befürworter eines Ausbaus häuslicher Pflege, weil die Angehörigen oft Rentenansprüche verlieren oder aus Erschöpfung früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Deswegen ist Zankes Forderung nach einer Seniorenpolitik der Alternativen richtig.

Das Exposé, das er gemeinsam mit Bewohnern seines Altenheims für Minister Gröhe entwickelt hat, eignet sich als Blaupause für die Kommunalpolitik. Denn trotz zahlreicher Projekte des Landeskreises Dachau wie "Demografie managen", trotz offizieller Seniorengremien, hat es eine solch klare Analyse des Dilemmas in der Altenpolitik am Beispiel Dachau vorher noch nicht gegeben. Die entscheidende Frage lautet: Was kann die Kommunalpolitik unter der Vorgabe der bestehenden Gesetze wirksam unternehmen, um alten Menschen und deren Familien das Leben zu erleichtern und zu strukturieren?

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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