Kommentar:Blauäugige Gemeinde

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Dass es jetzt beim Bau des Caritas-Zentrums auch noch Probleme mit den Parkplätzen gibt, muss sich die Kommune ankreiden lassen

Von Robert Stocker

Wohnungen für sozial Schwache sind im Landkreis rar, werden aber dringend benötigt. In Markt Indersdorf gibt es schon Wohnraum für bedürftige Menschen. Jetzt realisiert die Gemeinde mit dem Caritas-Zentrum ein neues Projekt, um dessen Standort lange gerungen wurde. Wichtiger als seine Lage aber ist der Fakt, dass das Vorhaben überhaupt zustande kommt. Denn der Bedarf für solche Wohnungen wird weiter steigen.

Dass die Gemeinde für den Bau auf die Mittel einer privaten Stiftung zurückgreifen kann, ist als großer Glücksfall zu werten. Die Stiftung war eigentlich der Motor des Projekts, das noch dazu auf einem Grundstück entstehen soll, das die Gemeinde vor Jahren günstig erwerben konnte. Dennoch zogen viele Jahre ins Land, bis die Planung Formen annahm. Die Stifterin hatte zuweilen den Eindruck, dass die Gemeinde dem Projekt ein bisschen gleichgültig gegenüber steht. Jetzt fordert sie die Realisierung ein und droht damit, andernfalls die Mittel zurückzuziehen.

Sozialwohnungsbau auf dem flachen Land ist nicht einfach. Anwohner bringen Bedenken vor, schon die Suche nach einem geeigneten Standort ist heikel. Auch das Indersdorfer Projekt barg so manche Tücken; ein Regenrückhaltebecken wurde zurückgebaut und durch einen unterirdischen Einbau ersetzt, damit der Bau wasserrechtlich genehmigt wird. All das trug zu einer Verzögerung bei. Dass es jetzt auch noch Probleme mit den Parkplätzen gibt, muss sich die Gemeinde ankreiden lassen. Etwas blauäugig setzte sie bis zuletzt auf ein Versprechen der Bahn, das sich plötzlich in Luft auflöst. Bleibt zu hoffen, dass dies die letzte Hürde war - sonst könnte sich das gesamte Projekt in Luft auflösen. Denn die Stifterin will jetzt Taten sehen.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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