Kommentar:Biogas und Schweinepest

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Das Problem der zunehmenden Wildschweinpopulation ist menschengemacht. Es ist konsequent, dass Menschen es auch regeln

Von Erich C. Setzwein

Der Klimawandel erfordert eine Energiewende. Statt Kohle zu verfeuern, machen Bauern aus Mais Gas und damit Strom. Mehr Mais auf den Äckern schadet wegen des Dünger- und Pestizideinsatzes dem Boden, dem Trinkwasser und letztlich wieder den Menschen. Angelockt von einem reichhaltig gedeckten Tisch, fressen sich Wildschweine in den Maisfeldern voll. Und werden immer mehr. In früheren Zeiten haben ein geringes Nahrungsangebot oder ganz einfach ein harter Winter die Bestände beim Schwarzwild reguliert. Ältere Jäger erzählen von Beobachtungen, wie die Leitbache Keiler davon abhielt, junge Bachen zu beschlagen, damit der Nachwuchs überschaubar blieb. Die Chefin der Rotte übernahm also die Familienplanung. Jetzt, da die Felder bis an den Waldrand reichen, ist es den Wildschweinen gefahrlos möglich, zum Frühstück, Mittag- und Abendessen hinüberzuwechseln und sich sowohl im Feld als auch im Wald danach gut zu verstecken.

Erst in Gesprächen zwischen Landwirten und Jäger, angeregt durch die Landwirtschaftsämter, verständigte man sich auf Gassen zwischen Wald und Feld, damit die Jäger die Chance auf einen guten Schuss haben. Den Druck, den sich Jäger und Landwirte gegenseitig aufbauen, kritisiert der Jagdberater im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck zurecht. Aber auch er weiß, dass es keine einfachen Lösungen mehr gibt. Zu sehr sind die Probleme verzahnt. Dazu kommt, dass die in weiten Teilen der Bevölkerung völlig unbekannte Afrikanische Schweinepest auf Behördenseite fast schon zu hysterischen Vorgaben zur Bejagung von Schwarzwild geführt hat, bevor auch nur eine einzige Sau in Bayern infiziert worden ist.

Der Jagddruck trägt seinen Teil dazu bei, dass sich die Wildschweine aus Sorge um den Bestand der Rotte umso stärker vermehren. Dann kommt der Mensch und ballert die Viecher ab, weil es zu viele gibt. Die Jäger werden völlig zu Unrecht als die Bösen abgestempelt, obwohl sie nur das auszugleichen versuchen, was die vom Menschen veränderte Natur nicht mehr zu regeln vermag.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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