Kommentar:Ausgrenzung verhindern

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Die Antwort, wie geistig behinderte Kinder und Jugendliche integriert werden können, wird die Kreispolitik geben müssen

Von Wolfgang Eitler

Die schulpolitische Debatte über die Kooperation von Schönbrunn und Odelzhausen in dem geplanten Neubau einer Grund- und Mittelschule wird durch eine Begriffsverwirrung geprägt: Es geht nicht um Integration, also um eine Form des Unterrichtens, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam lernen. Schon gar nicht um Inklusion, die ein komplett neues Schulmodell voraussetzen würde, wie es die Lehrer der Johannes-Neuhäusler-Schule in Schönbrunn kürzlich vorgestellt haben: mit einem Zwei-Lehrersystem, individualisierten Lernplänen und vielem mehr.

In der Debatte im Schulverband Odelzhausen, zu dem auch Pfaffenhofen und Sulzemoos gehören, steht allein die Forderung nach Partnerklassen im Raum, wie sie das bayerische Kultusministerium erlaubt. Sie ermöglichen allenfalls, dass sich behinderte und nichtbehinderte Kinder im Schulalltag auf vielfältige Weise begegnen.

Insofern hat die Debatte darüber, ob an dem geplanten Neubau einer Grund- und Mittelschule für die drei Gemeinden Partnerklassen möglich sein sollen, eine Selbstverständlichkeit zum Ziel: Geistig behinderte Kinder sollen wenigstens nicht mehr ausgegrenzt werden. Wenigstens sollen sie im selben Schulgebäude unterrichtet werden.

Dass diese Selbstverständlichkeit zu einer solch erregten Diskussion wie im Schulverband von Odelzhausen führt, liegt daran, dass die Kommunalpolitik mit dieser Forderung des Franziskuswerks in Schönbrunn Neuland betritt. Nicht weil es solche Partnerklassen in bestehenden Schulgebäuden nicht schon gäbe, sondern weil ein Neubau sich daran ausrichten soll. Sämtliche Verteuerungen inklusive.

Der Schulverband befindet sich auch auf Neuland, weil die Johannes-Neuhäusler-Schule bisher nicht ins Blickfeld der Schulpolitik des Landkreises gelangt ist. Die Antwort auf die Frage, wie geistig behinderte Kinder und Jugendliche integriert werden können, wird die Kreispolitik geben müssen. Denn auch die Johannes-Neuhäusler-Schule muss neu gebaut werden. Auch in der CSU gibt es starke Kräfte, die sich den Neubau am liebsten außerhalb des Orts Schönbrunn gemeinsam mit anderen Schulen als echtes Modell der Inklusion wünschen. Allen voran Josef Mederer, Bezirkstagspräsident und zuständig für behinderte Menschen in Oberbayern.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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