Kommentar:Auf dem Pulverfass

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Die Augen vor fremdenfeindlichen Stimmungen zu verschließen, wäre fatal. Hinschauen, Hinweisen, darüber Reden ist das einzig richtige

Von Viktoria Großmann

Landratsamt und Polizei sitzen auf einem Pulverfass. Je mehr Flüchtlinge im Landkreis untergebracht werden müssen, desto mehr wächst die Sorge, dass deren Sicherheit gefährdet sein könnte, dass die Stimmung in der Bevölkerung umschlagen könnte. Bisher sind Hilfsbereitschaft und Entgegenkommen der Bewohner im Landkreis sehr groß. Helferkreise haben Zulauf, Unternehmer stellen Asylbewerber ein und kritisieren die CSU-Landesregierung, die ein Arbeitsverbot für einige Flüchtlinge erlassen hat. Bei ihnen stehen die Zeichen auf Integration.

Doch es sind auch im Landkreis auf den vielen Informationsveranstaltungen immer wieder ängstliche und verdruckste und manchmal auch gar nicht so verdruckste Abwehrhaltungen gegen Flüchtlingsunterkünfte zu hören. Besonders deutlich in der Diskussion um die Unterkunft in Mitterndorf, aber auch zu hören in Karlsfeld. Es gibt Hetze in sozialen Netzwerken und nun den Fall eines Neonazis, der eine Unterkunft ausgespäht hat.

Rechtsextreme Haltungen in der Bevölkerung sind alles andere als selten. In der Befragung für die sogenannte Leipziger Mitte-Studie vom April stimmten mehr als ein Drittel der Bayern ausländerfeindlichen Aussagen zu. Wenige Monate zuvor hatten Forscher der Ebert-Stiftung erklärt, dass rechtsextreme Haltungen insgesamt zwar abnehmen, sich aber besonders in der Mitte der Gesellschaft verfestigen. Wie der Vorfall in Indersdorf zeigt, ist es notwendig, für Flüchtlingsunterkünfte Sicherheitspersonal einzustellen - möglichst so, dass sich dadurch deren Bewohner beschützt, aber nicht bewacht fühlen. Es ist notwendig, diese Gefahren und Stimmungen einzukalkulieren und sich darauf vorzubereiten. Informationsveranstaltungen für Bürger liefern einen Beitrag. Ein weiterer ist das nächste Dachauer Symposium, dass sich mit rechter Gewalt befasst. Die Augen vor fremdenfeindlichen Stimmungen zu verschließen, wäre fatal. Hinschauen, Hinweisen, darüber Reden ist das einzig richtige.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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