Kommentar:Am falschen Ort gespart

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Die Bezirksregierung muss die Kündigung des Pachtvertrags für die Kufsteiner Straße zurückziehen und sich mit dem Eigentümer einigen

Von Helmut Zeller

Die Flüchtlingsbaracken in der Kufsteiner Straße gehören weg. Die miserablen Wohnverhältnisse sind den Menschen, darunter vielen Familien mit Kindern, nicht zuzumuten. Aber genau das geschieht seit etwa 25 Jahren. Die Bewohner werden stigmatisiert, sind gezwungen, auf engstem Raum zu leben und haben so gut wie keinen Kontakt zur Nachbarschaft - damit wird Integration nicht gefördert, sondern verhindert. Containerdörfer und Traglufthallen werden einer Integration der Menschen als zentraler Aufgabe der Flüchtlingspolitik nicht gerecht, solange die Menschen ghettoisiert sind. Aber die Realität auf dem Wohnungsmarkt sieht nun mal so aus, dass trotz aller Anstrengungen des Landrats und der Bürgermeister im Landkreis an eine dezentrale Unterbringung nicht zu denken ist.

Aus diesem Grund muss die Bezirksregierung die Kündigung des Pachtvertrags für die Kufsteiner Straße zurückziehen und sich mit dem Eigentümer einigen. Sicherlich verlangt jedermann einen sparsamen Umgang mit Steuergeld: Aber in diesem Fall ist die Bezirksregierung einer Milchmädchenrechnung aufgesessen. Für den fortbestehenden Bedarf bietet das Grundstück eine einmalige Chance für eine längerfristig nutzbare Einrichtung, die unter der Mindestvoraussetzung eines Neubaus noch mehr Asylsuchende aufnehmen könnte und letztlich günstiger kommen würde als etwa Traglufthallen. Unterm Strich wären die 1000 Euro mehr an Pachtzins gut angelegt - eine lächerliche Summe angesichts der Ausgaben in Millionenhöhe.

So aber nimmt die Politik auch noch wissend in Kauf, dass 50 Menschen in die Obdachlosigkeit gestoßen werden. Anerkannte Asylsuchende sind Dachauer Bürger, die aus der Sammelunterkunft ausziehen müssten und dem freien Wohnungsmarkt überlassen sind. Die allermeisten werden keine Wohnung finden, und müssen dann von der Stadt in Obdachlosenquartieren untergebracht werden - diese fehlen jedoch genauso.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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