Kleine Kommune wächst:Ein besonderes Haus

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In der Gemeinde Pfaffenhofen entsteht ein Gebäude, in dem eine Krippe und eine Integrationsgruppe einziehen werden und im Obergeschoss Büros, Kanzleien und Arztpraxen Platz finden

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Die kleine Gemeinde Pfaffenhofen wächst und baut für die Zukunft vor. Jetzt nimmt das zweite Kinderhaus im Gemeindegebiet konkrete Formen an. Beim letzten Treffen vor den Sommerferien einigte sich der Gemeinderat auf einen Entwurf des Schwäbisch- Gmünder Architekten Thilo Nitsche, ein L-förmiger E+1-Bau, der am westlichen Ortsrand Egenburgs errichtet werden soll, in unmittelbarer Nähe zum dortigen Park- und Mitnahmeplatz. Die Kosten werden bei rund 2,1 Millionen Euro liegen, Bürgermeister Helmut Zech (CSU) rechnet mit Fördermitteln von rund 1,65 Millionen Euro. Im Erdgeschoss werden eine Integrationsgruppe und eine Krippengruppe beheimatet sein, im Obergeschoss eine Kindergartengruppe.

So weit eine ganz normale kommunale Baumaßnahme, wie sie allerorts realisiert wird. Doch Zech und sein Gemeinderat haben sich zwei Besonderheiten einfallen lassen, die eher ungewöhnlich sind. So soll ein Teil des Obergeschosses vorerst nicht ausgebaut werden. "Wenn der Bedarf für eine weitere Gruppe im Kindergartenalter gegeben ist, könnten wir schnell reagieren", erläuterte Zech schon vor geraumer Zeit. Ähnlich geht die Nachbarkommune Odelzhausen bei ihrem neuen Kinderhaus in Höfa vor.

Doch die Pfaffenhofener haben sich noch einen besonderen Clou ausgedacht: In einem Anbau sollen Räume für "Freie Berufe" entstehen: "Ob Facharzt, Physiotherapeut oder auch Rechtsanwalt, da sind wir offen", erläuterte Zech. Um der Kommune keine der verschiedenen Möglichkeiten zu verbauen, hatte Architekt Nitsche drei Optionen für die Umsetzung dieses Konzepts ausgearbeitet. Die erste Variante sieht eine gemeinsame Planung beider Gebäudeteile vor, realisiert wird aber vorerst nur das Kinderhaus. Der Vorteil liegt laut Nitsche auf der Hand: "Im ersten Schritt fallen weniger Kosten an." Die Nachteile: "Später wird es teurer, die Baustelle beeinträchtigt womöglich den Kindergartenbetrieb." Diese Variante war schnell vom Tisch.

Die zweite Option sieht ebenfalls eine gemeinsame Komplettplanung beider Gebäudeteile vor. Der Kinderhaus wird schlüsselfertig realisiert. Vom gewerblichen Flügel wird jedoch nur die Gebäudehülle umgesetzt, der Innenausbau vorerst verschoben bis zu einem Zeitpunkt, an dem die genaue Nutzung feststeht. Der Baulärm beim Ausbau wäre gering, so Nitsche. Nachteilig wäre, dass die Fassade, insbesondere der Fensterzuschnitt, später eventuell geändert werden müsste. Eine Anwaltskanzlei hätte einfach andere Anforderungen als ein Zahnarzt, so der Architekt.

Daher plädierte Nitsche dafür, den Gewerbeflügel nur als "Skelettbau" auszuführen - also nur Fundamente, Bodenplatte, Stützen und Decken zu realisieren. Zech unterstützte diesen Vorschlag und sagte: "Der Rohbau ließe sich durch eine spezielle Plane so schützen, dass es von der Ferne aussieht, als ob das Gebäude Außenwände hätte." Bis auf seinen CSU-Kollegen Michael Lampl konnte sich indes keiner der Gemeinderäte mit dieser Idee anfreunden. Zechs Stellvertreter Harald Mang (AWG) kritisierte: "Dass wir da eventuell jahrelang einen Rohbau hinstellen und mit einer Plastikplane behängen, kann man keinem Menschen erklären." Zumal die Kosten ständig stiegen und Handwerker kaum greifbar wären. Er präferiere eindeutig die Option zwei, sagte Mang.

Den Einwand Nitsches, dass man später womöglich die Fenster herausreißen müsste und so Zusatzkosten entstünden, ließ Mang nicht gelten: "Wir sind der Bauherr und bauen ein Gebäude. Wer sich hier einmietet, muss damit leben, wie es ist." Dass die Gemeinde keinen Mieter finden könnte, glaubt der Zweite Bürgermeister nicht: "Wir sind im Großraum München. Überall werden Gewerbeflächen gesucht."

Der Gemeinderat beschloss daher, beide Teile des Gebäudes umzusetzen: das Kinderhaus sowie den Gewerbeflügel. Dessen Innenausbau beschränkt sich vorerst auf Trockenbauwände. Nitsche rechnet, dass das Gebäude bis Ende 2019 fertig werden könnte. Sollte bis dahin feststehen, wer die Räume übernimmt, könnte die Gemeinde auf die Wünsche des Mieters eingehen.

Pfaffenhofen, mit ungefähr zweitausend Einwohnern die kleinste Kommune im Landkreis, hat sich seit einiger Zeit zu einem engagierten Bauherrn entwickelt: Nicht nur für ihren eigenen Bedarf, sondern auch im gewerblichen Bereich. Und Bürgermeister Zech und sein Gemeinderat gehen das Problem der Wohnungsnot an. Dieser Tage feierte die Gemeinde das Richtfest eines Wohnhauses für fünf Familien am westlichen Rand des Ortsteils Pfaffenhofen. Das Ziel der Maßnahme: "Wohnraum zu bezahlbaren Mieten zu schaffen", erklärte Bürgermeister Helmut Zech. Die Einheiten verfügen über Wohnflächen zwischen 67 und 104 Quadratmetern Größe. Jede Wohnung hat zusätzlich zwei Stellplätze. Zech betonte: "Besonders wichtig ist uns, dass alle Wohnungen barrierefrei errichtet werden." Auch deshalb befinde sich ein Aufzug im Gebäude.

Die Aufträge für die weitere Bauausführung seien vergeben, so Zech weiter. Die Gesamtkosten - inklusive Grundstück, Planung und Baukosten - werden sich auf rund 1,7 Millionen Euro addieren. Der Rathauschef rechnet mit Zuschüssen seitens der Regierung von Oberbayern in Höhe von 502 900 Euro. Zusätzlich nimmt die Kommune einen Förderkredit mit einem Zinssatz von 0,79 Prozent in Anspruch. Die Laufzeit beträgt zwanzig Jahre. Erste Bewerbungen für die Wohnungen liegen der Gemeinde bereits vor, berichtete Zech. Der Indersdorfer Architekt Giorgio Achtelstetter habe eine Fertigstellung des Wohnhauses zum 1. Februar 2019 zugesagt.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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