Katholische Landvolkbewegung:Der Wandel der Seelsorge

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Robert Lappy, Erzdiözese München, bei den Arnbacher Gesprächen. (Foto: privat/oh)

Arnbacher Gespräche enden mit einem Appell: Die Kirche muss mehr sein als nur Hüterin von Brauchtum und Tradition

Gerade eben sind die Pfarrgemeinderatswahlen im Landkreis zu Ende gegangen - auch von den Pfarrgemeinderäten, häufig sind es Frauen, hängt in nicht unbedeutendem Maß die Zukunft der Kirche ab. Die ersten Arnbacher Gespräche der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in diesem Jahr widmeten sich genau diesem Thema: "Damit Kirche am Leben dran bleibt - Zukunftsfragen der Kirche im ländlichen Raum", lautete der Titel der Veranstaltung. Vorweg: Die Situation der Kirche und der Seelsorge unterscheidet sich nicht wesentlich im städtischen und ländlichen Raum.

Das war ein Ergebnis. Robert Lappy, Leiter der Abteilung Strategie- und Organisationsentwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat München, machte deutlich, dass Bewegung in die Kirche gekommen ist. Die neuen Herausforderungen durch eine sich wandelnde Gesellschaft machen neue Antworten nötig. Wie bisher kann die Kirche nicht agieren.

Die Fragen, denen sich die Kirche stellen muss: steigende Individualisierung, die Pluralisierung der Lebenswelt, die geforderte Mobilität in der Wohn- und Arbeitswelt, neu aufkommende Technologien und Medien, die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung. Traditionelle Orte der Glaubensweitergabe, erklärte Lappy, hätten an Bedeutung verloren. Wo steht die Kirche heute: Lappy zufolge ist ihre Ausgangslage gekennzeichnet durch einen sich verstärkenden Priestermangel, die abnehmende Akzeptanz von Kirche und überholte Gemeindemodelle. Antworten auf persönliche Lebens- und Glaubensfragen werden von den Menschen nicht mehr hauptsächlich in Pfarrgemeinden gesucht. Der Referent plädierte für neue Pastoralkonzepte, Leitungsmodelle sowie eine Vernetzung pastoraler Aufgaben und Personalstrategien. Ein "Weiter so" darf es nicht geben. Das machte Robert Lappy deutlich. Es werde entscheidend sein, ob sich die Kirche nur als Hüterin von Brauchtum und Tradition versteht oder in Zukunft ein lebendiges Miteinander und Füreinander in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt. Für den Sendungsauftrag der Kirche könne dies etwa bedeuten, dass Gemeinschaften verstärkt vernetzt arbeiten, vorhandenes Engagement einbeziehen und auf die örtlichen Bedürfnisse der Menschen besonders eingehen.

Dabei sollen alle Menschen einbezogen werden, nicht nur die Getauften. Pastorale Arbeit sei dort nötig, wo Menschen in Not seien und Hilfe erforderlich sei, sagte Lappy. Die Kirche als Institution könne sich gezielt in verschiedenen Lebenssituationen als Kooperationspartner einbringen, beispielsweise in der Daseinsvorsorge für Kommunen. So könne das Pfarrheim etwa zum "Bürgerhaus" werden. Weitere Möglichkeiten sieht Lappy in der Zusammenarbeit mit Verbänden, Ordensgemeinschaften oder örtlichen Initiativen mit sozial eingestellten Gruppierungen wie den Nachbarschaftshilfen. Eines muss jedem klar sein: Nachwuchs für kirchliche Berufe lasse sich nur gewinnen, wo christlicher Glaube gelebt werde.

In der lebhaften Diskussion galten mehrere Fragen der konkreten Umsetzung der Entwicklungsthemen, die Lappy ausgeführt hatte. Den Pfarreien, sagte Lappy dazu, seien die Themen bekannt, Veränderungen ließen sich aber nur schrittweise umsetzen. Die Besucher machten deutlich, welche Probleme in den Landgemeinden bestehen: Die Beziehung der Seelsorger zur örtlichen Gemeinschaft fehle zusehends, da große Pfarrverbände zu betreuen sind. Da dies auf den Priestermangel zurückzuführen ist, plädierte Lappy für eine verstärkte Einbindung von Ehrenamtlichen. Die Besucher forderten, dass die Kirche die Trägerschaft bei der Kinderbetreuung nicht aus der Hand gebe.

Kirche, darüber waren sich alle Teilnehmer einig, muss nahe am Leben der Menschen bleiben, Position beziehen und Vorbild sein. Die Dachauer KLB-Vorsitzende Lieselotte Werner war mit der Veranstaltung zufrieden. Denn in der Diskussion nahm die Zukunft der Kirche, der seelsorgerischen Arbeit, klaren Konturen an.

© SZ vom 28.02.2018 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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