In vielen Unglücksfällen  die letzte Hoffnung:Ein unschlagbares Team

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Die Rettungshundeeinheit der Malteser in Dachau ist mit 70 Alarmen eine der meistbeschäftigten in ganz Bayern. Karl-Michael Brand leitet die erfolgreiche Staffel und erklärt, worauf es bei der Zusammenarbeit von Mensch und Tier in Notfällen ankommt

Interview von Richard Möllers

Die Anfänge des Suchhundeteams gehen zurück bis ins Jahr 2006, als Ausbildung und Training der Hunde in Dachau zunächst aus sportlichen Gründen begannen. Das aktuelle Team spezialisierte sich jedoch von Anfang an auf das Mantrailing. So nennt man die Suche der Hunde nach verschwundenen Menschen anhand der individuellen Geruchsspur. Seit 2012 ist die Staffel einsatzbereit und zählt mit bis zu 70 Alarmierungen pro Jahr zu einer der meistbeschäftigen Rettungshundeeinheiten in Bayern. Karl-Michael Brand leitet die Staffel des Suchhundeteams Dachau.

SZ: Herr Brand, wie sind Sie dazu gekommen, mit Hunden nach vermissten Menschen zu suchen?

Karl-Michael Brand: Ich hatte damals einen so schlauen und arbeitswilligen Hund. Ich wusste selber nicht so recht, was ich mit ihm anfangen soll. Er hat sich öfter selbst Aktivitäten gesucht, die teilweise ziemlich anstrengend für mich waren. Also habe ich mich dem Hundesport verschrieben, eigentlich wider Willen, aber ich wollte den Hund irgendwie auslasten. Eine Kollegin von mir hat sich damals einen Jagdhund geholt und etwas von Mantrailing erzählt. Anfangs hat sie nur jemanden gebraucht, der etwas zu Trainingszwecken versteckt. Dazu habe ich mich dann bereit erklärt, und darüber kam es dann zu immer mehr Kontakten auch ins Lager der Profis, und irgendwann hat dann mal jemand gefragt: Warum macht ihr das eigentlich nicht bei den Maltesern? Und ich dachte mir: Wieso eigentlich nicht? So haben wir begonnen ein Staffel aufzubauen. Mittlerweile bilde ich schon den zweiten Hund aus.

Welche Fähigkeiten sollte denn ein Hundeausbilder besitzen?

Der Ausbilder muss ganz individuell auf die Fähigkeiten der Beteiligten eingehen können. Er muss einen Blick für das Potenzial eine Teams haben, das immer aus dem Hund und seinem Besitzer besteht. Außerdem sollte der Ausbilder sich zurücknehmen können. Im Prinzip muss er erreichen, dass der Hund freiwillig und gerne seiner Sucharbeit nachgeht, und auch bei den Hundeführern muss genügend Motivation da sein. Wenn ein Team also scheitert, ist das Schuld des Ausbilders. Wenn ein Team erfolgreich ist, dann ist das das Verdienst des Teams.

Braucht es für das Mantrailing spezielle Hunderassen oder kommt jeder Hund infrage?

Das Potenzial eines Hundes beim Mantrailing liegt im Riechen. Die Hundenase ist der Nase des Menschen deutlich überlegen. Zusätzlich spielt die Kondition und Motivation des Hundes eine große Rolle. Grundsätzlich eignen sich alle Arten von Jagdhunden besonders für das Mantrailing, weil sie prädestiniert für das Suchen sind. Sie schütten biologisch bedingt Glückhormone aus beim Suchen, was bei anderen Hunderassen nicht der Fall ist. Auch Hütenhund und Schäferhund können entsprechend trainiert werden, allerdings suchen diese Tiere dann ausschließlich für ihr Herrchen. Das bedingt eine völlig andere Motivationsarbeit. Außerdem ist auch das Gewicht des Hundes entscheidend, denn es darf kein Problem sein, Hindernisse, wie hohe Zäune, zu überwinden. Abschließend braucht der Hund einen guten Grundcharakter. Wenn die gesuchte Person nämlich gefunden ist, muss der Hund sich ihr gegenüber freundlich verhalten.

Der Leiter des Dachauer Suchhundedienstes der Malteser, Karl-Michael Brand. (Foto: Privat)

In Ihrer Staffel gibt es bis zu 70 Alarmierungen pro Jahr. Wie verläuft so ein Einsatz normalerweise?

Grundsätzlich geht der Alarm an alle neun Teams. Es kommen dann alle, die gerade Zeit haben, zum Sammelpunkt. Ein Einsatzteam besteht aus dem Hund, seinem Besitzer und einer Begleitperson. Es gibt Sprinterhunde und Langstreckenhunde, die je nach Hitze, Trockenheit und Untergrund unterschiedlich lange durchhalten. Die Teams wechseln sich ab, wobei es immer sehr wichtig ist, dass das darauffolgende Team keinerlei Informationen über den Erkenntnisstand der anderen hat. Sonst könnte man unbewusst den Hund in eine bestimmte Richtung steuern.

Was machen die Mitglieder der Hundestaffel hauptberuflich? Lassen sich Ehrenamt und Beruf gut vereinen?

Da ist alles dabei vom Pädagogen über den Betriebswirt bis hin zum Sternekoch. Beruf und Ehrenamt lassen sich bei uns gut vereinen, weil die Polizei auch eigene Mantrailing-Einsatzkräfte besitzt; dadurch werden wir häufig in der Nacht oder am Wochenende angefordert. Allerdings variiert die Häufigkeit der Einsätze sehr stark. Was den Nachwuchs betrifft, können wir uns nicht beklagen. In den letzten Jahren sind ständig neue Teams dazugekommen, die sich auch sehr gut machen.

Zum fünfjährigen Bestehen der Hundestaffel sowie des Kriseninterventionsteams der Malteser findet am Samstag um zehn Uhr ein Dankgottesdienst in der Kirche Sankt Jakob in Lauterbach mit anschließendem Empfang auf Schloss Lauterbach statt.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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