Hilfe vom Staat oder von der Telekom?:Wider die Funklöcher

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Odelzhausen und Altomünster gehen verschiedene Wege

Von Horst Kramer, Altomünster/Odelzhausen

Wer mit dem Auto im Dachauer Land unterwegs ist und ein Mobilfunkgespräch per Freisprechanlage führt, kennt das Problem: Plötzlich reißt die Verbindung ab. Gleich zwei Gemeinderäte nahmen sich dieser Tage des Themas an, die Gremien in Altomünster und Odelzhausen. In der Marktgemeinde geht es um ein Areal rund um den südlichen Ortsteil Irchenbrunn, in der A8-Kommune um Gebiete in den Ortschaften Sittenbach und Taxa. So viel gleich vorweg: Die Irchenbrunner müssen weiter auf das Mobilfunknetz warten, die Einwohner von Sittenbach und Taxa können hingegen hoffen.

Der Grund: Die kommunalpolitischen Gremien wollten die Funklöcher aus unterschiedlichen Fördertöpfen stopfen. Die Altomünsterer Kommunalpolitiker prüften das Mobilfunkförderprogramm, das die bayerische Staatsregierung im Dezember 2018 beschlossen hatte, ihre Odelzhausener Kollegen suchen hingegen ihr Glück in einer Telekomfördermaßnahme namens "Wir jagen Funklöcher". Die beiden Ansätze sind offenbar nicht deckungsgleich: Die Staatsregierung will sogenannte "gelbe Flecken" im Mobilfunknetz beseitigen - das sind Funklöcher, um die sich kein Mobilfunkanbieter kümmern will, weil der Investitionsaufwand voraussichtlich nicht durch die Einnahmen gedeckt werden kann. Die Telekom will dagegen ihr eigenes Netz verbessern und fragt deshalb bei den Kommunen nach, wo Versorgungsprobleme bei abgedeckten Gebieten auftreten.

Die Staatsregierung lockt mit einer Kostenübernahme von 80 Prozent, begrenzt auf maximal 500 000 Euro. Die Telekom verlangt kein finanzielles Engagement, erwartet dagegen, dass die Kommune sich um einen Standort für eine Sende- und Empfangsanlage kümmert - dies kann ein

Hausdach sein oder ein Grundstück. Einziger Haken: Die Telekom beschränkt die Maßnahme auf fünfzig Standorte in ganz Bayern. Kommunen, die teilnehmen wollen, müssen schnell sein und ihre Bewerbung bis spätestens 30. November einreichen.

Das Odelzhausener Gremium beschloss einstimmig, an dem Telekomprojekt teilzunehmen. Die Altomünsterer hingegen lehnten mit großer Mehrheit eine Inanspruchnahme der staatlichen Fördermittel ab. Zum einen wegen der Kosten: Unter dem Strich müsste die Marktgemeinde zwischen 30 000 Euro und 40 000 Euro in die Hand nehmen. Zum anderen haben die Gemeinderäte in Altomünster grundsätzliche Bedenken: "Die Telekommunikationsversorgung ist eine staatliche Aufgabe, keine kommunale", sagte Josef Obeser (FWG). "Wir lassen uns hier auf ein Geschäftsfeld ein, dass nicht das unsere ist." Der Funkmast müsste regelmäßig gewartet oder repariert werden - welcher Aufwand auf die Kommune zukäme, sei völlig unklar, so Obeser weiter. Der FWG-Fraktionschef Hubert Güntner befürchtete einen Präzedenzfall: "Wenn wir Geld für Irchenbrunn in die Hand nehmen, wollen andere Ortsteile dasselbe." Auch wenn dort keine "gelben Flecken" vorlägen.

Eine kleine Hoffnung auf Handyempfang bleibt den Irchenbrunnern noch: Altomünsters Amtsleiter Christian Richter will sich nun über das Telekomprojekt schlau machen. Ob die Odelzhausener Bewerbung von Erfolg gekrönt wird, ist noch völlig offen. Deswegen lässt Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) nun prüfen, ob die staatlichen Fördertöpfe angezapft werden könnten.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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