Hermann Stockmann:Lichtgestalt mit dunklen Flecken

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Das Klostermuseum Altomünster zeigt Werke des Malers Hermann Stockmann, der heute zunehmend kritisch gesehen wird

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Lange Jahre galt Hermann Stockmann (1867-1938) als so etwas wie eine Lichtgestalt des Dachauer Künstlerlebens: Maler, Grafiker, Zeichner, Mitbegründer von Gemäldegalerie und Museumsverein, der bald wieder aufgelösten Künstlergruppe Dachau und der Künstlervereinigung Dachau (KVD), erster Heimatpfleger und Hüter der Dachauer Tracht und und und. Noch heute leben und arbeiten in seiner Residenz in der Münchner Straße, dem "Spatzenschlössl", Dachauer Künstler. Auch eine Straße ist nach ihm benannt. Gemäldegalerie, Bezirksmuseum und Museumsverein bewahren sein künstlerisches Erbe. Doch eine Stockmann-Ausstellung hat es lange nicht gegeben. Eine mögliche Erklärung liefert Peter Stadler, Vorsitzender des Museumsvereins Dachau: "Inhaltlich hat er keine Bedeutung mehr. Die Zeit hat sich verändert, der rückwärtsblickende Heimatbegriff auch. Aber es bleibt die Reminiszenz an den tatsächlichen Gründer meines Vereins." Aber, so Stadler weiter in einem Interview mit der SZ Dachau im vergangenen Jahr aus Anlass des 150. Stockmann-Geburtstags: "Er ist auch heute noch einer der beliebtesten Vertreter der damaligen Szene."

"Winter im Moos" (Öl auf Karton, 1929). (Foto: Repro: Museumsverein Dachau)

Grund genug für den Museums- und Heimatverein Altomünster, in Zusammenarbeit mit seinem Dachauer Schwesterverein und Robert Gasteiger, Hermann Stockmann als "Maler und Zeichner des Dachauer Landes" zu würdigen. Zu sehen sind vom Sonntag an im Museum Altomünster etliche Gemälde Stockmanns aus Privatbesitz und aus Beständen des Museumsvereins Dachau, darunter eine anrührende "Heilige Nacht" und etliche genretypische Freilichtmalereien.

Genauer hinschauen sollte man bei den gezeigten Glückwunschkarten, die fast ausschließlich im Besitz Robert Gasteigers sind: Von harmlosen und lustigen Motiven bis zur heute eher verstörenden Karte mit Engerl, Schwert und Eisernem Kreuz aus dem Ersten-Weltkriegs-Jahr 1914 reichen die Exponate. Dazu passen auch Entwürfe für Gedenkschilder und "Denkmäler", mit denen für Kriegsanleihen geworben wurde. Sie zeigen noch mehr als 100 Jahre später eindringlich, welche unheilvolle Verführungskraft die Verherrlichung von Krieg und Gewalt hatte und hat.

Hermann Stockmann kennt man vor allem als Schöpfer kunstvoller Landschaftsbilder und Genre-Gemälde: Hier "Der Winter" (Öl auf Leinwand, 1891). (Foto: Repro: Museumsverein Dachau)

Von ganz anderem Zuschnitt sind die niedlichen Entwürfe von Werbemarken für den Museumsverein Dachau oder für die Schlossbrauerei - ein gstandenes Mannsbild in Dachauer Tracht - und für "Echter Bienenschleuderhonig" - eine Frau in ihrer weniger kleidsamen trachtenmäßigen Entsprechung. Da können sich selbst die Kuratoren Peter Stadler und Robert Gasteiger im Katalog einen Kommentar nicht verkneifen. Wie überhaupt in dem umfänglichen Begleitband zur Ausstellung auf viele Details aus dem Leben und zu den Arbeiten Stockmanns eingegangen wird, dessen Verbindungen zu den Nazis jedoch keine Erwähnung finden. Die aber werfen bedenkliche Schatten auf die einstige Lichtgestalt. Doch das kann sich ja bei der Vernissage am Sonntag noch ändern.

"Hermann Stockmann (1867-1938)" im Klostermuseum Altomünster: Vernissage am Sonntag, 2. Dezember, um 15 Uhr. In der Sonderausstellung kann man auch weihnachtliche Motive des Dachauer Malers und Illustrators entdecken. Am 7. Dezember lädt der Museumsverein mit Wilhelm Liebhart und Freunden zu einem adventlichen Abend mit Musik, Literatur, Wein und Punsch ein. Gedichte und Musik stimmen in die Zeit vor Weihnachten ein.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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