Hebertshausen und Bergkirchen:Neue Baugebiete ausgewiesen

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Hebertshausen und Bergkirchen nutzen noch schnell das vereinfachte Verfahren, um kostengünstig auf drei Flächen Wohnungen und Häuser vor allem für Einheimische zu entwickeln

Von Petra Schafflik, Hebertshausen/Bergkirchen

Wohnen ist teuer in der Region, auch auf dem Land können sich junge Leute oder Familien ihre Heimat oft nicht mehr leisten. Alle Gemeinden sind daher bemüht, immer wieder Baugebiete zu entwickeln, wo ortsansässige Bürger auf Teilflächen per Einheimischenmodell günstigen Baugrund erwerben können. Ein Thema, das jetzt kurz vor dem Jahresende noch einmal Fahrt aufgenommen hat. Denn der von Planern geschätzte Paragraf 13 b des Baugesetzbuchs, der eine zügige und damit auch kostengünstige Baulandentwicklung möglich macht, ist mit dem Ende 2019 ausgelaufen.

Konkret muss bei diesem beschleunigten Verfahren kein Umweltbericht erstellt, keine ökologische Ausgleichsfläche geschaffen werden. Das spart Gemeinden nicht nur Zeit, sondern auch Kosten, was am Ende zu günstigeren Baulandpreisen für die Bürger führt. In Hebertshausen wie auch in Bergkirchen haben die Gemeinderäte deshalb noch in der Dezembersitzung die notwendigen Beschlüsse gefasst, um neue Baugebiete auf den Weg bringen zu können.

In Hebertshausen will die Gemeinde eine zentrale Fläche im Ort entwickeln, die bisher landwirtschaftlich genutzt wird. Auf dem Areal "Am Hofanger", das zwischen der Siedlung an der Ligsalzstraße im Süden und der Straße Am Eichberg im Norden liegt, könnten auf fast 20 000 Quadratmetern bis zu 40 Wohnhäuser Platz finden. "Ein Befreiungsschlag", sagt Bürgermeister Richard Reischl (CSU) angesichts der langen Liste von Interessenten, die im Rathaus für einen Baugrund im Einheimischenmodell vorgemerkt sind. Für die jetzt in den Blick genommene Fläche gibt es allerdings vertragliche Vereinbarungen bisher nur mit dem Eigentümer eines Teilbereichs östlich des dort verlaufenden Fußwegs. Der westliche Acker ist im Eigentum der Kirche, die zwar offenbar an einer Entwicklung interessiert ist. Doch eine fixe Übereinkunft fehlt bislang, die Gespräche laufen noch. Die Gemeinderäte diskutierten deshalb unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ob die Aufstellung eines Bebauungsplans tatsächlich beschlossen werden soll, bevor alle Verträge unter Dach und Fach sind.

Noch zeigt sich Am Hofanger in Hebertshausen freies Feld, doch das soll nicht so bleiben. (Foto: Toni Heigl)

Eine klare Mehrheit war schließlich dafür, sich ein Verfahren nach Paragraf 13b zu sichern. "Wenn wir uns nicht einigen, nehmen wir den Beschluss wieder zurück", erklärte Bürgermeister Reischl.

Wenn aber alles klappt, wird es "Am Hofanger" Bauland für Hebersthausener Bürger nicht nur zum Kauf, sondern als Novum in der Gemeinde auch in Erbpacht auf 70 Jahre geben. Denn das Areal östlich des Fußwegs, das einem Landwirt gehört, soll vollständig nach diesem Modell vergeben werden. Angesichts ständig steigender Baulandpreise, die auch den Tarif für Einheimische nach oben treiben, bietet dieses Konzept Vorteile. Denn die künftigen Bauherren müssen den Grund nicht kaufen, sondern zahlen eine jährliche Pacht, die auf Basis eines vergünstigten Einheimischenbaulandpreises berechnet wird. Ein ähnliches Konzept verfolgt seit Jahrzehnten bereits die Stadt Dachau. Sofern sich die Kirche der Baulandentwicklung anschließt, wird die Gemeinde sich in dieses Areal dann wie üblich mit einem Anteil einkaufen und diese Grundstücke dann vergünstigt zum Kauf anbieten. Den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan fasste der Gemeinderat dann mit großer Mehrheit. Eine Gegenstimme kam von Franz Schmidt (SPD).

Auch der Bergkirchener Gemeinderat nutzte die Gunst der Stunde in der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause. Er sicherte das zügige Verfahren nach Paragraf 13b noch für zwei Baugebiete. So soll in Deutenhausen auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern nördlich der Flurstraße Bauland entstehen. Außerdem gibt es eine konkrete Planung für eine 6500 Quadratmeter große Fläche in Palsweis, westlich der Lauterbacher Straße. Dort können acht Doppelhaushälften sowie drei weitere Wohneinheiten in einem Dreispänner oder Mehrfamilienhaus errichtet werden. Das Grundstück "schließt eine Lücke" zwischen den bestehenden Wohngebieten, erklärte Bürgermeister Simon Landmann (CSU).

Bürgermeister Richard Reischl nennt die Ausweisung von neuem Bauland einen Befreiungsschlag. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für eine flächensparende Planung hat Marion Linke vom gleichnamigen Planungsbüro die Erschließung über eine Stichstraße mit Wendehammer vorgesehen. So eine Sackgasse werde von den Kindern als Spielfläche genutzt und fördere die Gemeinschaft, erklärte die Planerin. Das Konzept sieht kleinere Grundstücke um die 300 Quadratmeter vor, "das ist auch für den kleineren Geldbeutel machbar", so Linke.

Kontrovers diskutiert wurde über drei Bäume, die von der Planerin in Vorgärten vorgesehen sind. Bürgermeister Landmann fand sie dort jedoch fehl am Platz. "Wir sind doch auf dem Land." Aber Planerin Linke appellierte dringend, etwas für den Klimaschutz zu tun, "für den Ihre Kinder auf die Straße gehen". Schließlich einigte man sich auf die Vorgabe, dort schnittverträgliche und nicht sehr großwüchsige Feldahorne zu pflanzen. Im Sinne von Klima- und Naturschutz müssen alle Garagendächer in dem kleinen Wohngebiet begrünt werden, Gabionen sind genauso wenig erlaubt wie Stein- oder Kiesareale. Vielmehr müssen alle Gärten als Grünfläche ausgeführt werden. Dieses Konzept billigten die Räte einstimmig und fassten dann nacheinander Aufstellungs-, Billigungs- und Auslegungsbeschluss.

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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