Haimhausens Amperauen als Freizeitparadies:"Lasst' die Finger davon"

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Im Boot (von rechts): Clara Oberdorfer (Ulm), Lisa Weber aus Dachau, Luisa Gathmann (Rheinfelden) und Leni Rabl aus Dachau. Die neuen Europa-Meisterinnen im Rudern legten in Essen ein sensationelles Rennen hin. (Foto: RGM 72, Willi Bock/oh)

Die Mehrheit der Haimhausener Räte reagiert entsetzt auf die Forderung nach Wegweisern im Naherholungsgebiet in den Amperauen. Sie will auch keine Besucher von auswärts im wertvollsten Refugium der Kommune

Von Rudi Kanamüller

Bürgermeister und Friedensrichter: Mit einem salomonischen Beschlussvorschlag hat Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) eine längere hitzige Debatte im Haimhauser Gemeinderat nicht nur entschärft, sondern in Wohlgefallen aufgelöst. Auslöser war ein Antrag der kommunalpolitischen Gruppierung "Bürgerstimme Haimhausen" mit dem Ziel, das Naherholungsangebot in Haimhausen durch das Anlegen und Ausschildern mehrerer Nordic Walking- beziehungsweise Jogging-Trails in den Amperauen zu verbessern. Beim Stichwort Amperauen allerdings schrillten nicht nur bei Felbermeier in der Gemeinderatssitzung die Alarmglocken. Der Bürgermeister riet dringend dazu, von diesem "Artenschutzgebiet mit europäischem Standard" die Finger zu lassen.

Der Vorschlag stammte von Ludwig Eckl vom "NoWa-Team Haimhausen" via Bürgerstimme Der Bürgermeister erklärte, dass es zwar "legitim ist, so einen Antrag zu stellen". Aber: "Die Naturschützer schlagen die Hände überm Kopf zusammen, wenn wir in diesen sensiblen Bereich gehen", warnte Felbermeier. Und weiter: "Ein Insider braucht keine Schilder. Also lassen wir die Sache so, wie sie ist." Vehement gegen die Ausschilderung opponierte als erster der passionierte Nordic-Walker Ludwig Meier (SPD). Erstens sei er gegen "einen Schilderwald". Zweitens sei er irritiert, weil der Weg, das Thema in den Gemeinderat zu bringen über eine politische Gruppierung gewählt worden sei. Meier: "Ich sehe keinen Grund für eine Ausschilderung, weil bei uns ohnehin nur Einheimische unterwegs sind." Außerdem: Wem solle das nützen? Auf die juristische Ebene hob CSU-Fraktionschef Thomas Mittermair ab. Grundsätzlich sei es ja keine schlechte Idee, zum Beispiel Neubürgern Orientierung zu geben. Allerdings seien die Amperauen das wertvollste Gebiet der Gemeinde und hier wolle er keine weiteren Leute mehr anlocken. Mittermair sagte: "Bitte lasst die Finger davon." Sollte die Gemeinde hier etwas ausweisen, so Mittermair, resultiere daraus auch eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht. Klar war die Meinung zu diesem Thema auch von Manfred Moosauer (CSU): "Indiskutabel." Man müsse verhindern, dass Leute aus München kämen. "Es reicht. Ich bin absolut dagegen." Claudia Kops (CSU) sorgte sich um das Wohlergehen der Tierwelt. "Die haben dann keine Ruhe mehr."

Ergun Dost (Bürgerstimme) gestand schließlich ein, dass er die Sensibilität des Themas nicht so erkannt habe. "Dann lassen wir die Amperauen weg und machen was anderes." Dennoch sei er traurig darüber, dass das Thema so auf die politische Schiene gezogen worden sei. "Ich kann den Vorwurf und die Stimmung hier nicht verstehen." Sein Fraktionskollege Josef Brandmair sagte, die Ausschilderung diene ja letztlich der Lenkung der Leute. In dieselbe Kerbe schlug Michael Kuffner (Bürgerstimme): Es gehe darum, das Ganze zu kanalisieren und auch an die Attraktivität der Ortschaft zu denken. Kuffner: "Die Leute laufen jetzt schon kreuz und quer durch." Ansonsten kritisierte er die "übertriebene Härte" der Diskussion, die hier abgehe, weil alles ja Ansichtssache sei.

Jetzt schlug die Stunde des Friedensrichters Felbermeier: Die Gemeinde sei ja grundsätzlich bereit, das Anlegen von Trails zu unterstützen und die Beschilderung zu übernehmen für Bereiche, wo es gehe. Grundsätzlich ausgenommen werden sollten jedoch die sensiblen Bereiche der Gemeinde und die Flora-Fauna-Habitat-Flächen. Ersterem Vorschlag stimmten elf Gemeinderäte zu, sechs dagegen. Dass die sensiblen Bereiche nicht angetastet werden sollten, darauf konnten sich wiederum sämtliche 17 Gemeinderäte verständigen.

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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