Die Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" ist mittlerweile ein verlässliches Barometer für die Meinungen und Stimmungen der Bürger im Landkreis Dachau. Die geschlossene Gruppe zählt inzwischen 4544 Mitglieder, was rund 3,1 Prozent der Landkreisbevölkerung entspricht. Die Themen, über die Alt und Jung hier debattieren, bekommen dadurch eine gewisse Bedeutung und Tragweite. Besonders, wenn die Frage der Administratoren wie neulich lautet: "Was gefällt Euch weniger gut in Stadt und Landkreis Dachau?"
Spätestens jetzt müsste der "Wutbürger", übrigens das "Wort des Jahres" 2010, so richtig loslegen. Aber der Ton in den Kommentaren fällt ausgesprochen moderat aus, was vermutlich als Ausdruck allgemeiner Zufriedenheit interpretiert werden darf. Ein Punkt aber fällt auf: Vielen Dachauern ist es offensichtlich ziemlich langweilig in ihrer Stadt. "Ich finde es schade, dass Dachau kaum ein Nachtleben hat, und es wenig zu unternehmen gibt, ohne die Stadt zu verlassen", schreibt ein User. Er erntet dafür 42 Likes, was für einen Kommentar schon ein sensationeller Wert ist. Der junge Mann wünscht sich ein zentrales Vergnügungszentrum nach Bergkirchener Vorbild, einen "großen Gebäudekomplex mit Restaurant, Escape Rooms, Lasertag, Skydiving, Kletterhalle, Trampolinpark und von mir aus auch noch einer Diskothek im Keller". Eine Frau findet gar, Dachau braucht eine Fußgängerzone nach Freisinger Vorbild, in der man bummeln und sich die Zeit vertreiben kann, "in Verbindung mit einem richtig, großen tollen Wochenmarkt". Auf Rang drei der populärsten Vorschläge folgt der Hinweis eines jungen Mannes: "Mal ein bis zwei Shisha-Bars weniger und mal kleine Discotheken rein bauen."
Die Dachauer wünschen sich ganz offensichtlich, dass ihre Stadt lebendiger wird. Der junge Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der selbst auf Facebook und im "Dachauer Ratsch" unterwegs ist, dürfte dafür Verständnis haben, obwohl er selbst nicht unbedingt als Partykanone gilt. Die nächsten Kommunalwahlen rücken immer näher. Gut möglich, dass der OB den ein oder anderen Vorschlag aus dem Dachauer Ratsch in sein Programm mit aufgreift.