Festliche Zeugnisübergabe:Ausstand mit Abstand

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Die drei Gymnasien im Landkreis lassen es sich nicht nehmen, ihre Abiturienten zu verabschieden. Allerdings wird es statt eines großen Festakts mehrere kleine geben. Am Josef-Effner-Gymnasium ziehen sie sich sogar über zwei Tage

Von Emily Strunk und Eva Waltl

Dachau - Das leidige Stoffpauken und die schweißtreibenden Prüfungen haben für viele Abiturienten nun ein Ende. Ein funkelnder Abiball und ein letztes Zusammensein des gesamten Jahrgangs wie sonst üblich gibt es in diesem Jahr nicht. Die Abiturzeugnisvergabe findet im Landkreis Dachau unter erschwerten Bedingungen satt - am Freitag und teilweise sogar am Samstag. Um die außerordentlichen Leistungen und das Ende dieses großen Lebensabschnitts der jungen Erwachsenen zu zelebrieren, sind die Schulen dieses Jahr auf ihr Improvisationsgeschick angewiesen.

Die Gymnasien des Landkreises Dachau versuchen sich im Rahmen der strengen Hygiene- und Schutzregelungen zu bewegen und den Schülern einen besonderen Moment zu bescheren. Peter Mareis, Schulleiter des Josef-Effner-Gymnasiums, betont, der Mehraufwand sei es wert, um den circa 150 Abiturienten einen würdigen Abschied zu erweisen. Dieser entspricht zwar nicht den üblichen Abiturfeierlichkeiten, da die Schüler ihr Zeugnis nicht gemeinsam in einer Veranstaltung, sondern in sieben Gruppen und aufgeteilt auf zwei Tage entgegennehmen werden. An der Festlichkeit soll jedoch nichts eingebüßt werden. So betont Mareis, dass "Anzug, Highheels und fesche Kleidung", ebenso wie seine Rede nicht fehlen werden, um den würdevollen Rahmen zu gewährleisten, auch wenn das Zeitfenster dabei auf maximal 60 Minuten begrenzt ist.

Ähnlich ist auch die Zeugnisvergabe des Josef-Effner-Gymnasium geplant. Auch hier werden die Abiturienten in kleinere Gruppen unterteilt, damit die Bestimmungen eingehalten werden können. In vier aufeinanderfolgenden Festakten wird je 25 Schülern ihr Zeugnis überreicht, wobei für die Abiturienten die Möglichkeit besteht, jeweils zwei Personen einzuladen. Zu den Schutzmaßnahmen gehören neben dem Einhalten des Mindestabstands von 1,5 Metern das Tragen einer Maske, die nur für Fotos abgenommen werden darf. Obligatorisch ist auch das Desinfizieren der Räume zwischen den einzelnen Feierlichkeiten. Aber wie reagieren die Schüler, denen aufgrund des Virus beispielsweise die Chance auf einen Abiball verwehrt bleibt?

Rebecca Vogt, Abiturientin am Gymnasium Markt Indersdorf, äußert sich dazu persönlich positiv, obgleich sie die Gefühle der Schüler insgesamt als eher zwiegespalten beschreibt. Die Absage des Abiballs schmerzt, denn die frisch gebackenen Abiturienten sehnen sich nach einem gemeinsamen Abschluss der Schulzeit, die sie ja auch gemeinsam durchlebt haben. Kurze Filmausschnitte und Fotos aus vergangenen Schuljahren sollen dennoch gezeigt werden, sodass, dem Anlass entsprechend, auch ein bisschen nostalgische Stimmung aufkommen kann.

Ähnlich sieht es am Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasiums (ITG) aus. Auch dort sind die Schüler uneins über die Art und Weise, wie die Zeugnisverleihung in diesem Jahr vorgenommen wird. Viele Schüler seien enttäuscht, ihr Abitur dieses Jahr nur in stark reduzierter Form feiern zu können, wie Schulleiter Erwin Lenz berichtet. Gleichzeitig seien die Abiturienten "sehr dankbar und froh, dass von der Schule eine offizielle Zeugnisverleihung organisiert wurde" und sie ihr Abiturzeugnis nicht einfach nur aus dem Briefkasten ziehen können, wie Lenz betont.

Auch am ITG findet die Zeugnisverleihung sowie eine Würdigung besonderer Leistungen in sieben Gruppen mit circa 25 Abiturienten und jeweils zwei Familienmitgliedern statt. Anders als beim Josef-Effner-Gymnasium erhalten jedoch alle sieben Gruppen ihre Zeugnisse innerhalb eines Tages, weshalb der zeitliche Umfang der einzelnen Veranstaltungen auf 30 Minuten reduziert wird. Dementsprechend kürzer fällt auch die Begrüßung durch den Schulleiter aus. Die üblichen Grußworte eines offiziellen Amtsträgers entfallen, die eigens für den Anlass vorbereitete Fotopräsentation wird beim Festakt nicht gezeigt.

Um wenigstens eine kleine Erinnerung an diesen besonderen Tag für die Schüler zu schaffen, wird den Abiturienten die Fotopräsentation und die offiziell geplante Rede des Schulleiters per CD zusammen mit ihrem Zeugnis überreicht: ein Abschluss-Feeling zum Mitnehmen und Alleine-zu-Hause-Erleben. Aber die Abiturienten dieses Jahrgangs sind das ja auch irgendwie schon gewohnt.

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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