Fachabitur im Landkreis Dachau:Fit für das Fachabitur

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Von Montag an schreiben 148 Schüler an der FOS Karlsfeld ihre Prüfungen. 14 Indersdorfer Kandidaten müssen nach Bruck

Von Christiane Bracht, Karlsfeld/Markt Indersdorf

Die Prüfungen nahen, die Nervosität steigt. Nächste Woche müssen die Fachoberschüler im Landkreis in Mathe, Deutsch und Englisch fit sein, sowie in ihrem Profilfach, das ist je nach Fachrichtung Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung, Agrar- und Umwelttechnologie oder Gestaltung. Vier Klausuren gilt es für das Fachabitur zu bestehen. 148 Prüflinge treten in Karlsfeld an. In Markt Indersdorf sind es nur 14. Die FOS dort ist noch sehr jung und nicht staatlich anerkannt. Deshalb müssen die 14 Fachabiturienten in Fürstenfeldbruck ihre Prüfungen absolvieren.

Die Direktoren beider Schulen geben sich jedoch optimistisch. "Die Schüler sind gut vorbereitet", sagt Carola Zankl von der Karlsfelder Privatschule. Doch ein wenig nervös sind sie schon. Denn seit diesem Jahr gilt ein neuer Lehrplan. Die Prüfungen werden also anders sein als bisher. "Kompetenzorientiert", sagt Tobias Draxler, Schulleiter der Erzbischöflichen Fachoberschule des Heiligen Vinzenz von Paul in Indersdorf. "Es wird nicht mehr so viel Wissen abgefragt. Die Fragen sind eher in lebenswirkliche Probleme verpackt. Die Schüler müssen zunächst das Problem erkennen, Zahlen und Fakten heraussuchen und dann analysieren. Kurz gesagt: Es ist mehr denken, weniger lernen. Fleißige Bienchen werden an ihre Grenzen gelangen", prophezeit er. Zankl weiß, dass die Prüflinge in Mathe erstmals einen Teil ohne Hilfsmittel erledigen müssen, das heißt ohne Taschenrechner und Formelsammlung. "Ich fiebere mit den Schülern mit", sagt sie. Zudem wird sie Aufsicht führen.

Kollege Draxler kann das nicht. Erst wenn seine Schule staatlich anerkannt ist, darf er Noten verteilen, Prüfungen abhalten und Zeugnisse ausstellen. Bis dahin müssen seine Schüler in die nächste staatliche FOS fahren. Für die 14 Absolventen der 12. Klasse sind die Prüfungen in Fürstenfeldbruck heuer um so härter. Denn sie müssen neben den regulären Fachabiturklausuren noch vier zusätzliche Prüfungen ablegen, da sie bislang keine staatlich anerkannten Vornoten haben. Das heißt: neun Prüfungen in vier Wochen. Das könnte der Grund gewesen sein, weshalb in diesem Jahr nur so wenig Prüflinge in Markt Indersdorf sind, sagt Draxler. Der erste Fachabitur-Jahrgang hatte doppelt so viele Kandidaten. In zwei Monaten hofft der Schulleiter - und mit ihm das Erzbischöfliche Ordinariat - die staatliche Anerkennung zu bekommen. Zwei Fachoberschulen hat das Bistum bereits: eine in Garmisch-Partenkirchen und eine in Freilassing. Wenn die 14 gut durch die Prüfung kommen, steht dem Zertifikat nichts mehr im Wege. "Den Bedarf haben wir jedenfalls im nördlichen Landkreis", sagt Draxler. Seine Schüler kommen aus Weichs, Markt Indersdorf, Schrobenhausen und Bergkirchen, vereinzelt auch aus Dachau und den Gymnasien des Landkreises. Die elfte Klasse ist stark besetzt: 37 Schüler bereiten sich auf ihr Fachabitur vor - verteilt auf zwei Klassen.

Am Montag, 27. Mai, steht Deutsch auf dem Plan, am Tag darauf Mathematik. Der Mittwoch ist für das Profilfach vorgesehen und am Freitag, 31. Mai, müssen die Schüler ihre Englischkenntnisse unter Beweis stellen. Ob die Aufgaben bereits da sind, wollte Carola Zankl lieber nicht verraten, hat die Karlsfelder FOS doch schlechte Erfahrung gemacht. Vergangenes Jahr machte die Schule bayernweit Schlagzeilen, denn die versiegelten Prüfungsumschläge wurden samt Tresor aus der Schule gestohlen. Der mutmaßliche Täter sitzt noch in U-Haft und wartet auf seinen Prozess. Es ist aber kein Schüler, sondern ein 63-jähriger Münchner, der bei der Polizei einschlägig bekannt ist. Er hatte Wertvolleres im 100 Kilogramm schweren Tresor vermutet. Eine DNA-Spur führte die Beamten zu ihm. Ende Juli 2018 tauchte der Tresor samt Inhalt dann nahe dem S-Bahnhof Karlsfeld wieder auf. Die Prüfungskommission brachte die Tat damals ordentlich ins Schwitzen, mussten doch schnell andere Aufgaben für Englisch und Mathematik verschickt werden. Alle 31 000 Absolventen in Bayern sollten nämlich einen Tag später ihre Klausuren schreiben. "Alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen sind getroffen", sagt Zankl nur und setzt nach: "damals auch. Gegen so hohe kriminelle Energie kann man nichts machen."

In diesem Jahr streben übrigens bayernweit 23 000 junge Erwachsene die Fachhochschulreife an. Weitere 6400 legen nächste Woche die allgemeine Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg ab. Letztere kann von nächstem Jahr an auch in Karlsfeld erlangt werden. Die FOS bietet ab September erstmals eine 13. Klasse an. 25 Bewerber gibt es laut Zankl bereits. Einige davon machen jetzt das Fachabitur, andere haben es bereits vergangenes Jahr geschafft.

© SZ vom 24.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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