Petershausen - Am Schluss wurde es dann voll auf der Bühne: Alle, die beim Jugendaustausch zwischen Petershausen und seiner französischen Partnergemeinde Varennes-en-Argonne schon einmal dabei waren, hatte Florence Bayard auf die Bühne gerufen. Mit Bayard, lange Jahre Vorsitzende des Varenner Verschwisterungskomitees und verantwortlich für den Jugendaustausch, versammelten sich unter stehendem Applaus des Publikums Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus beiden Orten, Dutzende Menschen verschiedener Generationen. Sie alle haben mit ihren persönlichen Begegnungen im Lauf der vergangen fünf Jahrzehnte dazu beigetragen, "dass aus der Partnerschaft Freundschaft geworden ist", wie Bayard am Samstag beim Festakt zum 50. Jubiläum dieser lebendigen Gemeindepartnerschaft sagte. Es sei eine Verbindung, die "davon lebt, dass Menschen aufeinander zugehen", sagte Petershausens Bürgermeister Marcel Fath (FW). Zumindest für die nahe Zukunft muss man sich um den Fortbestand dieser Freundschaft wohl keine Sorgen machen. Die jungen Leute aus beiden Orten jedenfalls freuen sich "auf weitere 50 Jahre Partnerschaft."
Mit einem herzlichen "Bienvenue" eröffnete Bürgermeister Fath den Festakt als Höhepunkt der dreitägigen Feierlichkeiten rund um das Jubiläum der Gemeindepartnerschaft. Unter den zahlreichen Gästen, die von der Petershausener Blaskapelle mit französischen wie bayerischen Melodien in den festlich in den Nationalfarben dekorierten Stockschützensaal hereingespielt wurden, begrüßte der Rathauschef seinen Varenner Amtskollegen Jean-Marie Lambert, französische Gäste mit ihren Petershausener Gastgebern, Pierre Wolff, Leiter der Münchner Montgelas-Gesellschaft, Vertreter der Politik im Landkreis und Ernst Hermann, Petershausener und Ehrenbürger von Varennes und zudem der Gründerväter der Partnerschaft. Zum runden Jubiläum nach Petershausen gekommen war auch der bayerische Europaminister Georg Eisenreich (CSU). Schließlich war die 1968 gegründete Verbindung zwischen Varennes und Petershausen eine der ersten überhaupt in Bayern. In seiner Festrede erinnerte Eisenreich an den 1963 vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichneten Élysée-Vertrag als "Initialzündung", durch die aus den ehemaligen Erbfeinden Deutschland und Frankreich zunächst Versöhnte, dann Partner und schließlich Freunde wurden. "Aber große Ideale funktionieren nicht, wenn sie nicht im Alltag gelebt werden." Die Initiatoren der Partnerschaft zwischen Varennes und Petershausen bezeichnete Eisenreich daher als "Pioniere der deutsch-französischen Freundschaft", als Menschen, die den Grundstein gelegt hätten für eine Entwicklung, aus der "etwas Großartiges geworden ist." Mit dem Jubiläum der Partnerschaft "feiern wir auch 50 Jahre Frieden und Freiheit", sagte Eisenreich. Werte, die - mit Blick in die Geschichte wie auch auf die heutige Welt - "nicht selbstverständlich sind."
Die weit über die beiden Gemeinden hinausgehende Bedeutung der "herzlichen Verbindung" betonte auch Jean-Marie Lambert, Bürgermeister von Varennes und Wegbegleiter der Gemeindepartnerschaft von Anfang an. Ein starkes Europa sei heute wichtiger denn je, so Lambert, der sich wünscht, dass "Petershausen und Varennes weiter mit gutem Beispiel vorangehen für ein solidarisches Europa". Auf gemeinsame Werte, für die es gelte, "aktiv und friedlich Position zu beziehen", verwies auch Robert Götz, Vorsitzender des Petershausener Freundeskreis Varennes. Eine Aufgabe, der sich in Petershausen wie Varennes sehr viele Bürger verbunden fühlen. Vorbildlich engagiert sich in Varennes Laurence Victor, Vorsitzende des dortigen Partnerschaftskomitees, der Bürgermeister Marcel Fath für ihre Verdienste die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Petershausen verlieh. Auch Victor setzt auf die Jugend, die der Verbindung "immer wieder einen neuen Lebenshauch verleiht". Die jungen Leute sind sich dieses Auftrags offenbar sehr bewusst. Bevor das Fest mit den gemeinsam gesungenen Nationalhymnen zu Ende ging, präsentierte eine Handvoll Jugendlicher aus Varennes als Überraschung eine "Petershausen"-Adaptation des in Frankreich bekannten Chansons "Göttingen". Dieses Lied der französischen Sängerin Barbara hat in den 1960er Jahren einen wichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung geleistet. Und passt mit seiner Erkenntnis, die Menschen seien hier wie dort doch die gleichen, vermutlich genau zu den Erfahrungen, die Varenner wie Petershausener seit 50 Jahren mit ihrer Gemeindepartnerschaft machen. Einer Übersetzung des französisch vorgetragenen Lieds bedurfte es nicht, das Publikum verstand auch so die warmherzige Geste und spendete tosenden Applaus.