Doppelausstellung:Zwei starke Frauen

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Die Werke von Christl Buck (links) und Christine Kellerer (rechts) spiegeln sowohl Schattenseiten wie Neuanfänge des eigenen Lebens wider. (Foto: Toni Heigl)

Christine Kellerer und Christl Buck zeigen in der Galerie-Kunstwerkstatt Karlsfeld sehr persönliche Bilder und Skulpturen

Von Anna-Elisa Jakob

KarlsfeldDie beiden Künstlerinnen stehen in der lichtdurchfluteten Galerie-Kunstwerkstatt am Karlsfelder Drosselanger und blicken mit scheuem Stolz auf ihre gemeinsame Ausstellung. "Erst wenn ich meine Werke zusammen in einem Raum sehe, merke ich, wie viel ich durch meine Kunst von mir und meinem Inneren preisgegeben habe", erkennt Christine Kellerer fast etwas verlegen. In der linken Ecke des Raumes steht eine ihrer Skulpturen, eine Frauenfigur aus rötlichem Holz, groß, schlank, die Arme seitlich fest an den Körper gepresst. Heute erkennt Kellerer in ihr eine persönliche Empfindung wieder, die sie während der Arbeit an der Skulptur geleitet hat: das Gefühl, sich als Frau eingeschränkt in ihrer Rolle zu fühlen, stecken zu bleiben, nicht weiterzukommen.

Auch für Malerin Christl Buck ist diese Ausstellung eine Reise durch die verschiedenen Kapitel ihrer Vergangenheit - das symbolisiert allein die Vielfalt ihrer verwendeten Stile. Ein großes Aquarell in weißen, blauen und rötlichen Nuancen fällt bei Betreten des Raumes sofort auf: "Tulpen im Schnee". Das sei das erste Werk gewesen, das ihr den Mut gegeben habe, sich voll und ganz der Malerei zu widmen, erklärt Christl Buck. Das Bild erhält aber nicht nur aus diesem Grund einen so zentralen Platz in der Ausstellung - gleichzeitig symbolisiert es für die Künstlerin einen wichtigen Neuanfang in ihrem Leben. Das versteht der Betrachter umso mehr, wenn er den Blick auf die dreiteilige Bilderserie am Anfang des Raumes schwenken lässt: Es sind düstere Werke, mit dick aufgetragener Farbe, allein in Schwarztönen gestaltet - ein kleiner Strauß bunter Tulpen bildet die einzige Ausnahme. Die Serie sei in einer sehr dunklen Phase ihres Lebens entstanden, erzählt Buck. Vor einigen Jahren musste die Künstlerin sich einer schweren Operation am Kopf unterziehen, die Bildserie erinnert sie auch an den Moment des Aufwachens nach der Behandlung: an die Überraschung, alles überstanden zu haben und das Gefühl, dass ein neuer Lebensabschnitt auf sie warte. Dass sich so häufig Tulpen in ihren Werken wiederfinden, sei dabei kein Zufall. Für Christl Buck sind sie das Symbol für den Frühling, die Hoffnung und den persönlichen Neuanfang.

Das Besondere: Wer den Blick durch die Ausstellung schweifen lässt, erkennt die dunklen Aquarelle und Kohlezeichnungen, die Skulptur aus morschem Fliederholz und grauem Ton. Das sind die Schattenseiten. Wer genauer hinsieht, erkennt aber auch, dass hinter dieser Ausstellung zwei starke Frauen stehen, die in der Kunst einen Weg gefunden haben, sich von innerem Ballast und den Stolpersteinen des Lebens zu befreien. So nimmt eine Wand ein Bild aus diversen Blautönen ein, in einer Ecke lässt sich eine kleine Kuppel erahnen, am unteren Rand steht mit Bleistift der Titel: "Venedig?" Christl Buck strahlt. Das Bild habe sie an die Stadt erinnert, nachdem sie es bereits fertig gestellt hatte - aus diesem Grund der fragende Titel. In ihrem künstlerischen Prozess ließe sie sich häufig vom Zufall leiten, das sei sehr befreiend. So entstünde mal etwas sehr Konkretes, mal etwas Abstraktes - das ginge bei ihren Werken Hand in Hand.

Diesem Prinzip folgt auch Christine Kellerer: Ihre Skulpturen entstehen ohne Modellzeichnung oder Plan, die Idee für ihre Werke entstünden erst im Schaffensprozess. Diesen gestaltet die Künstlerin vollkommen intuitiv, sie lässt sich nach eigener Aussage nur von Emotionen leiten, ist dabei aber hoch konzentriert. Warum Christl Buck und Christine Keller gemeinsam ausstellen? Auch das sei Zufall, sagen die Künstlerinnen, durch das Zusammenspiel wirke der Raum mit Sicherheit deutlich lebendiger. Tatsächlich verleiht der dargebotene Mix aus Malerei und Skulptur dem hellen Raum eine besondere Tiefe - und dem Dargestellten damit die angemessene Bühne.

Die Galerie-Kunstwerkstatt hat am 8. und 9. September sowie am 15. und 16. September von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Vernissage ist am Freitag, 7. September, um 19 Uhr am Drosselanger 7 in Karlsfeld.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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