Die tägliche Arbeit im Wahlkreisbüro:Routinierte Organisatorin

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Welche Termine stehen an? Die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler (hinten) und ihre Brucker Büroleiterin Gabriele Wirth. (Foto: Günther Reger)

In Katrin Stafflers Kommandozentrale in Fürstenfeldbruck führt Gabriele Wirth die Geschäfte. Sie hat schon für Gerda Hasselfeldt die Termine und Aufgaben koordiniert und unterstützt mit ihrer Erfahrung nun die junge CSU-Abgeordnete

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Auf einmal ist es immer die erste Reihe für Katrin Staffler. So wie jüngst, als sie in der Polizeihochschule Fürstenfeldbruck bei der Abschlussfeier junger Kommissare neben Bayerns Innenminister Joachim Herrmann saß. In ihrem Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck wird für die CSU-Bundestagsabgeordnete zwar nicht jedes Mal ein roter Teppich ausgelegt, wenn sie da ist, aber immerhin in der ersten Stuhlreihe ein Platz freigehalten. Wann sie wo ist, wo sie auch öffentlich spricht, wenn sie ihre Wahlkreisarbeit zwischen den Sitzungswochen im Berliner Parlament macht, darüber weiß in Fürstenfeldbruck am besten Gabriele Wirth Bescheid. Sie führte schon das Büro von Gerda Hasselfeldt, nun tut sie es für Staffler.

Als Bundestagsabgeordnete hat Staffler Verpflichtungen in ihren Wirkungskreisen in Berlin und Fürstenfeldbruck. Im Wahlkreis gehören auf jeden Fall die Sprechstunden dazu, schließlich wollen die Wähler der CSU-Abgeordneten ihr die Meinung sagen oder ein Anliegen vorbringen, das parlamentarisch diskutiert werden könnte. Schon bald nach ihrer Wahl und dem Einzug in ein damals vorläufiges Abgeordnetenbüro in Berlin hat die CSU-Abgeordnete Ende Oktober vergangenen Jahres eine erste Sprechstunde abgehalten. Zu der Zeit war noch nicht klar, zu welcher Koalition es kommen würde, noch verhandelten damals die Grünen und die Liberalen mit der Union. Während also die Parlamentsarbeit noch nicht angelaufen war, besuchte Staffler aber schon die Bürgermeister in den Gemeinden ihres Wahlkreises.

Die Arbeit im Hintergrund, die Telefonate und Schreiben erledigt dabei Gabriele Wirth. Hat ein Bürger ein Anliegen, nimmt er mit ihr meist als erstes Kontakt auf. "Meistens sind es Anfragen per E-Mail", sagt Wirth. Dann kommt es entweder zu einer schriftlichen Antwort oder Staffler macht einen Gesprächstermin aus.

In der CSU-Kommandozentrale an der Dachauer Straße in Fürstenfeldbruck werden nicht nur Sprechstunden abgehalten, es werden auch Reisen gebucht, Klassenfahrten organisiert und die Terminkalender von allen Mitarbeitern koordiniert. Gabriele Wirth hat darin seit 2014 Routine, und sie hat den Übergang von Gerda Hasselfeldt auf die neue Wahlkreisabgeordnete organisiert. Immer wenn Katrin Staffler in Berlin nicht gebraucht wird, ist ihr Arbeitsplatz entweder in Fürstenfeldbruck oder in Dachau. Auch dort unterhält sie ein Büro. Der Wahlkreis ist groß, der Anschluss soll nicht verloren gehen. Schon gar nicht bei einer Politikerin, die im Landkreis Dachau aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, die ihre ersten politischen Erfahrungen in Gröbenzell gemacht hat und die aus einem Wettbewerb um die Direktkandidatur als Siegerin hervorgegangen ist. Dass Staffler den Rücken frei hat, um ihre parlamentarische Arbeit zu machen, dafür sorgen ihre Mitarbeiter in Bruck und Berlin. Gabriele Wirth nimmt Kontakt mit den Berliner Kolleginnen auf, schaut sich die viele, vor allem elektronische Post an und koordiniert Termine: "Die Kunst ist, auszuwählen", sagt sie. Zum Pflichtprogramm gehören in jedem Fall die Besuche von Schülergruppen im Bundestag. Drei Gruppen aus dem Wahlkreis dürfen nach Berlin. Über das Bundespresseamt kann jeder Abgeordnete drei Fahrten für Menschen aus seinem Wahlkreis organisieren lassen. Oft sind es Parteimitglieder oder Angehörige von Arbeitskreisen, die in den Genuss solcher Berlin-Besuche kommen.

Da müssten die Teilnehmer schon sehr viel Glück haben, um "ihre" Abgeordnete auch am Rednerpult des Bundestages zu sehen und zu hören. So wie am 1. März, als Staffler ihre erste Rede zum Ausbau der Bafög-Förderung hielt. Mit Parlamentspräsidentin Petra Pau (Linke) im Rücken und einer erklecklichen Schar von Abgeordneten vor sich, durfte Staffler von 19.04 Uhr an sieben Minuten lang die Verbesserungen der Ausbildungsförderung durch die neue große Koalition bewerben und dabei die "bedarfsgerechten Anpassungen" gegen die von den Grünen geforderten "automatischen" verteidigen. Denn, so Staffler, das Bafög sei eine "Sozialleistung und kein bedingungsloses Grundeinkommen für Studenten". Der Bundestag zeichnete diese Rede auf und blieb bei einem Schwenk ins Plenum in der Grünen-Fraktion hängen, wo Beate Walter-Rosenheimer der Premiere ihrer CSU-Kollegin aus dem Wahlkreis aufmerksam zuhörte. Die beiden kennen sich ja schon gut, wären um ein Haar in einer Koalition zusammengekommen. Wenn möglich, fahren sie immerhin zusammen im selben Zug nach Berlin.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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