Der Unmut wächst:"Die MVV-Reform ist lustig, geht aber am Ziel vorbei"

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Landrat Stefan Löwl begrüßt das Ergebnis der Tarifkommission, sein Vize Helmut Zech dagegen hält nicht viel davon

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Helmut Zech, CSU-Bürgermeister in Pfaffenhofen an der Glonn und stellvertretender Landrat, hat die gerade beschlossene Tarifreform des MVV kritisiert und seinem Parteifreund, Ministerpräsident Markus Söder, einen Tritt vor das Schienbein gegeben. Zech nutzte am Freitag Abend das Forum der Bürgerversammlung in seinem Heimatort für die unerwartete Breitseite. Das verblüffte die Zuhörer, weil Landrat Stefan Löwl (CSU) noch am Freitag, nach dem Ende der Tarifverhandlungen, deren Ergebnis öffentlich gelobt hatte. "Der Landkreis profitiert im Gesamtpaket gewaltig davon", sagte Löwl der SZ.

Sein Stellvertreter im Landratsamt scheint da gegenteiliger Auffassung zu sein. Zech ist von der Notwendigkeit eines Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs überzeugt. Deswegen hatte er auf der Bürgerversammlung wieder einmal die Zuschüsse seiner Kommune für die Ruftaxilinien gerechtfertigt, die Pfaffenhofen am Rande des Landkreises an die S-Bahn nach Maisach und die Busse nach Pasing und Dachau anbinden.

Sein nächster Satz kam daher überraschend: "Die gerade beschlossene MVV-Reform ist lustig, geht aber am Ziel vorbei." Und Zech setzte nach: Gleiches gelte für den Vorschlag Söders für ein sogenanntes "Ein-Euro-Tages-Ticket"; den bezeichnete Zech ebenfalls als "lustig, aber nicht zielführend". Der Pfaffenhofener Kommunalpolitiker begründete seine Kritik so: "Das Geld, das man jetzt in die Tickets hineinsteckt, hätte man schon vor Jahren in die Züge und die Strecken stecken müssen."

Zur Erinnerung: Die Landeshauptstadt und die umliegenden Landkreise hatten den Freistaat vor der Landtagswahl in zähen Nachverhandlungen dazu bewegen können, die MVV-Tarife jährlich mit 35 Millionen Euro zu subventionieren, Stadt München und Umland bringen den gleichen Beitrag ein. Zech fuhr fort: "Die S-Bahn ist eine Katastrophe. Dreimal wöchentlich ist die Stammstrecke gesperrt." Züge und Busse seien jetzt schon überfüllt. Wenn man nun weitere Menschen dazu bewegen wolle, auf den MVV umzusteigen, führe das unweigerlich zum "Kollaps", so Zech. "Deswegen muss dringend Geld in die Infrastruktur investiert werden."

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass "die S-Bahn einst für 250 000 Kunden täglich konzipiert war, jetzt aber jeden Tag von 750 000 Menschen genutzt wird." Im Gespräch mit der SZ sagte der Pfaffenhofener Bürgermeister weiter: "Die Erleichterung, die die Reform bringt, merkt der Einzelne kaum." Er hat dabei wohl die Einzelfahrkarten oder Streifenpreise im Auge, doch für Arbeitnehmer, die täglich aus dem westlichen Landkreis nach München pendeln, sind die Einsparungen erheblich. Eine Monatskarte für einen Ort wie Egenburg (bisher zwölf Ringe) kostet bis dato 175,10 Euro, von Dezember 2019 ist sie wohl für 113,40 Euro zu haben (neue Zone vier) - die neuen Tarife und Zonenpläne mit allen Haltestellen waren am Wochenende noch nicht online einsehbar. Entsprechende Links waren zwar auf der MVV-Tarife-Seite vorgesehen, sie führten aber nur zu den aktuellen Preislisten.

Dagegen hatte Landrat Löwl die Reform begrüßt, da nach zahlreichen Überarbeitungen des Konzepts nun auch der Landkreis Dachau stark von den geplanten Neuerungen profitiere. Löwl zeigte sich auch damit zufrieden, dass die Tarifstruktur im Sinne der Kunden nun vereinfacht worden sei.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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