Bernd Rath, Anwohner der Gartenstraße, kämpfte als Mitglied einer Bürgerinitiative gegen die neuen Planungen. Er klagte vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht gegen die Gemeinde. Seit 2014 ist der Architekt selbst Teil von ihr: Für das Bündnis für Karlsfeld sitzt er im Gemeinderat.
"Als ich hier 1995 mein Haus bezog, wusste ich, dass nebenan gebaut werden würde, das war von Anfang an klar. Dagegen hatte ich nichts - übrigens auch nicht das Bündnis. Es ging immer darum, eine vernünftige, in Übereinstimmung mit den planerischen Grundsätzen des Städtebaus stehende Ortsmitte zu schaffen.
Gegen die Gemeinde habe ich Normenkontrollklage eingereicht, weil nach meiner Auffassung gesetzlich vorgeschriebene Richtlinien verletzt worden sind. Wenn ein Gericht den Bebauungsplan in so einem sensiblen Bereich außer Vollzug setzt, muss schon viel schief gelaufen sein, das macht man nicht einfach so. Nach Auffassung des Gerichts ist die Verkehrsbelastung nur ungenügend untersucht worden. Man hat hier Normen angesetzt, die eklatant von der gemeindlichen Stellplatzsatzung abgewichen sind - ohne nähere Begründung. Was uns mit diesem Ortszentrum erwartet, ist reines Verkehrschaos. Der Parksuchverkehr wird sich verstärken, die Wohnstraßen werden restlos zugeparkt sein. Seitdem der Bebauungsplan in Kraft getreten ist, heißt es von der Gemeinde, wir müssten ein Verkehrskonzept entwickeln. Das ist bis heute nicht da. Weil es keines gibt und auch keines geben kann. Das ist Chaos pur!
Es ging immer nur darum, das Maximum an Bebauung rauszuholen. Was man hier gemacht hat, ist primitiv, hässlich, und hat mir Architektur nichts zu tun. Das ist reiner Kommerz. Und die Farbgebung ist eine Katastrophe: Mit den kräftigen Farbtönen wirken die Gebäude noch näher und massiver. Nichts gegen Farbe, aber man muss sie auch richtig einsetzen. Das hier wird nie eine echte Mitte werden, nur ein Wohngebiet mit einem Riesensupermarkt. Für ein lebendiges Ortszentrum hätte man es anders planen müssen. Natürlich werde ich da drüben einkaufen gehen und die gastronomischen Angebote nutzen. Es wäre ja Quatsch, wenn ich das jetzt aus Protest nicht täte."