Dann ohne Landsberg:Fusionsbefürworter geben nicht auf

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Landsberger Kreisräte lassen Bankenhochzeit platzen. Landrat Löwl und sein Brucker Kollege favorisieren nun den Zusammenschluss der Sparkassen Dachau und Fürstenfeldbruck - doch regt sich auch dagegen heftiger Widerstand

Von Helmut Zeller, Dachau/Fürstenfeldbruck

Die Bankenhochzeit zwischen den Sparkassen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg ist geplatzt - aber für Landrat Stefan Löwl (CSU), Verwaltungsratsvorsitzender der Dachauer Bank, ist das noch nicht das Ende aller Fusionspläne. Nun geht es um die Frage, ob die Fürstenfeldbrucker und die Dachauer Sparkasse zusammengehen. "Ich will das nicht ausschließen", sagt Löwl. Nach monatelangen Verhandlungen hatte sich am Dienstagabend der Landsberger Kreistag mit großer Mehrheit gegen eine Großbank mit einer Bilanzsumme von mehr als acht Milliarden Euro ausgesprochen. Die Fusionsgegner feiern die Absage der Landsberger. ÜB, Bündnis für Dachau und SPD im Dachauer Stadtrat fordern jetzt "einen echten Neuanfang", wie es in einer gemeinsamen Erklärung der drei Fraktionen heißt.

"Wir fordern die zuständigen Organe der Sparkasse Dachau als einer der erfolgreichsten Sparkassen Bayerns auf, insbesondere eine neue Strategie für die Bank zu entwickeln, die die Aspekte Regionalität und Gemeinwohl zu echten Schwerpunkten macht." Und weiter soll sich die Sparkasse "zu einer Ausschüttungspraxis zu bekennen, die ab einer harten Kernkapitalquote von 20 Prozent substanzielle Ausschüttungen an ihre vier kommunalen Träger vorsieht". Die Fraktionsvorsitzenden Christa Keimerl (SPD), Rainer Rösch (ÜB) sowie der Zweite Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis) nutzen die neue Situation für eine grundlegende Kritik an der Sparkassenpolitik, die in Vergangenheit immer mal wieder laut geworden ist.

So fordern die Fraktionssprecher weiter, dass der Verwaltungsrat, das Aufsichtsgremium der Sparkasse, künftig so besetzt wird, dass bankwirtschaftliche Fachkompetenz oberste Priorität bekomme. "Dies soll bei der Sparkasse Dachau umgehend für diejenigen Mitglieder gelten, die die Bank zusätzlich zu den Vertretern der kommunalen Träger kontrollieren sollen. Hier dürfen keine Ehrenämter mehr für verdiente ausgeschiedene Bürgermeister oder Landräte vorgehalten werden."

Die Bank müsse nach dem Leitmotiv handeln: "Wir für unsere Sparkasse - unsere Sparkasse für uns." Deshalb müsse sie sich "zu einer transparenten Kommunikation bezüglich Geschäftspolitik und -ergebnissen mit den kommunalen Trägern und den Bürgern verpflichten".

Hermann Krenn, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dachau, bedauert das Ende des geplanten Dreierbundes, wie er sagt. Er betont, dass man sich doch im Voraus sehr darum bemüht habe, die Vorteile einer Fusion klar zu machen. Das Votum der Landsberger Kreisräte kann auch Landrat Löwl nicht nachvollziehen, wie er sagt. "Ich bin enttäuscht." Bei den Landsbergern, die ausdrücklich den rationalen guten Argumenten für eine Fusion zugestimmt hätten, habe wohl der Bauch über den Kopf gesiegt.

Die Fusionsbefürworter stellen sich indes offenbar mit einer anderen Zielvorgabe auf die neue Situation ein. "Wir haben keinen Plan B", sagt der Verwaltungsratsvorsitzende zwar. Aber Gespräche laufen schon. Eine Fusion mit dem Fürstenfeldbrucker Nachbarn schließt Löwl, wie er sagt, nicht aus. Mehr noch: Auch sein Fürstenfeldbrucker Kollege, Landrat Thomas Karmasin (CSU), und der Brucker Sparkassenchef Klaus Knörr haben sich bereits in diese Richtung geäußert.

In diesem Fall müssten erneut Berechnungen angestellt werden, auch beispielsweise über die Aufteilung der Gewerbesteuer neu verhandelt werden. Löwl aber betont: "Wir würden nicht bei null anfangen, sondern bei zehn." Löwl will das Thema in die Verwaltungsratssitzung am 28. Juni bringen. Am 20. Juni soll sich der Verwaltungsrat der Sparkasse Fürstenfeldbruck mit der Sache beschäftigen. Aber nicht nur in der Dachauer, sondern auch der Fürstenfeldbrucker Kommunalpolitik ist die Skepsis groß. Der Stadtrat gilt als tief gespalten, jüngst zeichnet sich eher eine knappe Mehrheit gegen die ursprünglich geplante Fusion ab. Noch am Dienstagabend sagte Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) als Reaktion auf das Landsberger Votum die für Donnerstag, 7. Juni, angesetzte Sondersitzung des Stadtrats ab.

Die Brucker Grünen appellieren schon mal an den Stadtrat, einen Zusammenschluss der Sparkassen Dachau und Fürstenfeldbruck abzulehnen. "Unser Dank und unsere Gratulation gehen an die Landsberger Kreisräte, die nicht unreflektiert den Ansagen der Sparkassen-Nomenklatura von der Großartigkeit einer Fusion folgen wollten", erklärt der Landtagsabgeordnete und Kreisrat Martin Runge. Eine Fusion hätte aufgrund wachsender Anonymität und sinkender Mitwirkungsmöglichkeiten der kommunalen Träger böse Folgen: Örtlichkeit, Bedienung in der Fläche und die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Unterstützung der Kommunen würden ins Abseits geschoben.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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