Dachauer Volksfest:"Des werd lustig"

Lesezeit: 2 min

Der friedliche Verlauf des Dachauer Volksfestes ist in Gefahr: Die Stadt pocht auf eine strikte Umsetzung des Rauchverbots schon in diesem Jahr - und verblüfft damit selbst die Polizei.

Helmut Zeller

Die Dachauer Polizei reagiert verblüfft auf die Ankündigung der Stadt, bereits auf dem diesjährigen Volksfest das absolute Rauchverbot konsequent umzusetzen. Auf Nachfrage der SZ sagte Michael Richter, Pressesprecher der Polizeiinspektion: "Des werd lustig." Er, so Richter, sei überrascht, dass die Stadt Dachau nicht wie München für das Oktoberfest im September noch Kulanz walten lässt. Auch die Dachauer Festwirte hoffen, wie berichtet, auf ein Entgegenkommen der Behörden.

Die Luft im Festzelt soll dieses Jahr rein sein, kündigt die Stadt Dachau an. Die Wirte befürchten ob der strikten Umsetzung des Rauchverbots Raufereien. (Foto: Toni Heigl)

Wirtesprecher Daniel Haagen hatte betont, dass die Gastronomie den Ausgang des Volksentscheids am vergangenen Sonntag akzeptiert. Jetzt bestehe für die Betriebe auf jeden Fall eine Rechtssicherheit, sagte Haagen. Aber die fünf Wirte des Dachauer Volksfestes stellt der Termin vor ein Problem: Das Rauchverbot für alle geschlossenen Räume, also auch Bierzelte, gilt vom 1. August an. Schon ein paar Tage später, am 7. August, wird das Volksfest in Dachau mit jährlich 300.000 Besucher eröffnet.

Die Wirte befürchten, dass es zu Raufereien mit und unter den Gästen kommen könnte. Der friedliche Verlauf des Dachauer Volksfestes, das in Oberbayern nicht nur wegen der niedrigen Bierpreise einen guten Ruf genießt, wäre dann empfindlich gestört. 2011, glauben die Festwirte, wären die Raucher an das Verbot schon gewöhnt. Diesmal könnten etliche Besucher wegbleiben.

"Das Siedlerfest hatte Glück"

Auf jeden Fall dürfte das Rauchverbot Ärger bringen. Das sieht auch Michael Richter so. Der Polizei-Sprecher kann deshalb nur darauf hoffen, dass die Besucher sich vernünftig verhalten und der Sicherheitsdienst in den Bierzelten das Problem in den Griff bekommt. "Da hatte das Siedlerfest noch Glück", sagte Richter. Das Karlsfelder Volksfest ist am Wochenende zu Ende gegangen.

Die Wirte in Dachau klagen, dass sie zu wenig Zeit zur Vorbereitung haben. Für die Umsetzung des Rauchverbots sind allein sie zuständig. Sie beauftragen den Ordnungsdienst, der gegen Zigarettenqualm im Bierzelt vorgehen muss. Erst wenn ein Raucher renitent reagiert, kann der Wachdienst die Wiesnwache rufen. Aber natürlich sind sich alle Beteiligten klar: Polizeieinsätze im Bierzelt sind nicht unbedingt Ausdruck bairischer Gemütlichkeit.

Wirte, die nicht gegen Raucher vorgehen, müssen mit einem Bußgeld rechnen. Der Straubinger Festwirt Anton Nothaft, das Gäubodenfest beginnt am 13. August, will keinen Raucher rauswerfen lassen. Lieber zahlt er, bevor Bierkrüge fliegen. Die Stadt Dachau pocht auf eine konsequente Umsetzung des Rauchverbots - bereits in diesem Jahr.

Hauptamtsleiter Günter Domcke ist aber zuversichtlich: "Das kriegen wir schon hin." Er vertraut, wie er sagt, auf die Vernunft der Besucher. Es wäre doch traurig, wenn Dachau sich aus dem Volksentscheid rauszuziehen versuchen würde. Martin Schweiger, Betreiber des 800 Gäste großen Schweigerzelts auf der Dachauer Wiesn sieht das jedoch anders: "Warum geht es beim Oktoberfest und bei uns nicht." Die Stadt München lässt ihren Festwirten noch Zeit und ahndet Verstöße in diesem Jahr noch nicht.

© SZ vom 08.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: