Bürgerversammlung:Dachau Süd leidet unter dem zunehmenden Verkehr

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Die Bevölkerung wächst und ebenso schnell die Zahl der Fahrzeuge. An der Münchner Straße staut sich morgens wie abends der Verkehr. Die Bürger sind genervt. (Foto: Toni Heigl)

Mehr als 70 Anwohner sprechen bei der Bürgerversammlung die Probleme in ihrem Stadtteil an. Als besonders negativ erleben viele die Staus an der Münchner Straße.

Von Petra Schafflik, Dachau

Aspekte rund ums Radeln, Autofahren, im Stau stehen und Parken haben die Dachauer bei der gut besuchten Bürgerversammlung in Dachau-Süd beschäftigt, zu der mehr als 70 Bürger in den Theatersaal der ASV-Halle gekommen waren. Kritik gab es in der eineinhalbstündigen Diskussion auch am desolaten Zustand des S-Bahnhofs, dem Wildwuchs von Graffiti und den ausufernden Lagerfeuern am Stadtweiher. Gefragt wurde nach dem Bericht von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und einem kurzen Statement von Polizeichef Thomas Rauscher von Bürgern nach einem Einheimischen-Modell für Dachauer Familien und dem Baumbestand in der Stadt. Mit der Vielzahl von Wortmeldungen und Themen zeigte diese zweite der insgesamt fünf Informationsveranstaltungen, dass die traditionelle Bürgerversammlung als Veranstaltungsform offenbar auch in Zeiten digitaler Kommunikation von den Dachauern geschätzt wird.

Ihrem Ärger über nächtliche Lagerfeuer am Stadtweiher machte Anneliese Haas Luft. An den offiziellen Feuerstellen werde feuchtes Holz verbrannt, der stinkende Qualm ziehe ins Wohngebiet, Anwohner könnten nicht mehr im Garten sitzen oder lüften. Mit der Kettensäge würden ganze Stämme gefällt, ergänzte ein anderer Bürger. Der eigens engagierte Ordnungsdienst der Stadt sei zu später Stunde nicht mehr unterwegs, beklagte Haas. OB Hartmann riet, die Polizei zu rufen. Verärgert ist auch Dominic Kandler und zwar über die vielen Graffiti-Schmierereien, die überall in der Stadt Wände und Stromkästen verunstalten. Polizeichef Rauscher berichtete von Ermittlungserfolgen und empfahl, Graffiti rasch zu überstreichen. "Fürs Stadtbild und das Sicherheitsgefühl." Die Kommune versucht, durch professionelle Graffiti, etwa an Unterführungen, vorzubeugen, erklärte der OB. Der optische Eindruck sei auch am Bahnhof furchtbar, sagte Heino Horst Wendler. Kürzlich habe er Besucher abgeholt, "die waren erschüttert". Der OB konnte nur zustimmen. "An die Bahn schreibe ich im Monatsrhythmus, die Stadt reinigt noch zusätzlich."

Teure Grundstückspreise in Dachau

Nach einem Einheimischen-Modell erkundigte sich Matthias Kramer. Denn er suche seit zwei Jahren vergeblich ein Eigenheim. Die Stadt baue am Otto-Kohlhofer-Weg von 2020 an je 40 Sozialwohnungen und vergünstigte Eigentumswohnungen, Informationen bringe das nächste Bürgermagazin, so der Oberbürgermeister. Aber geförderte Doppelhaushälften werde es nicht geben, "dafür sind die Grundstückspreise in der Stadt zu teuer".

In der Hermann-Stockmann-Straße fehlen Bettina Enskat nach eigener Zählung 30 Bäume, die sollten nachgepflanzt werden, so ihr Anliegen. Tatsächlich plant die Stadt dort bereits neue Baumquartiere.

Gleich mehrere Redner beklagten den täglichen Kollaps auf der Münchner Straße

In vielen Facetten beschäftigen die Bürger auch Verkehrsfragen. Gleich mehrere Redner beklagten den täglichen Kollaps auf der Münchner Straße, wo sich der Verkehr stadteinwärts bereits am frühen Nachmittag bis zur Unterführung zurückstaue. Eine Überprüfung der Ampelschaltungen wurde gefordert. Sorge bereitet auch die Lärm- und Abgasbelastung durch nächtliche Raser und mehr Lkw, wenn demnächst der Abbruch des MD-Geländes beginnt. Zu schnell gefahren werde auch in der verkehrsberuhigten Langwieder Straße, so Anwohnerin Sabine Gallagher, die Tempokontrollen forderte. Die Markierung der Parkplätze sollte dort erneuert werden, regte Gertrud Marschall an. Denn aktuell stünden Fahrzeuge bis in den Uferbereich des Gröbenbachs. Klar begrenzt, aber zu klein für moderne Autos seien die Parkplätze am Heideweg gegenüber der Kirche Mariä Himmelfahrt, monierte Josef Bergschneider. Ein Auto blockiere zwei Plätze, er forderte eine Verbreiterung.

"Jeden Morgen ein Chaos"

Denn aktuell fänden Kirchgänger sonntags keinen Parkplatz. Im südlichen Verlauf ist die Langwieder Straße Privatstraße, die Stadt bemüht sich seit langem um eine Regelung. "Was tut sich da", fragte Manfred Märker. Die Anwohner im südlichen Bereich seien gesprächsbereit, so Hartmann. Im Norden wolle niemand Grund abtreten für den notwendigen Straßenausbau, den die Anwohner bezahlen müssten. Wenn diese Zahlpflicht durch eine Gesetzesänderung demnächst wegfalle, könnte das eine Wende bringen. "Denn den Weg der Enteignung will ich nicht gehen", so der OB. Geärgert hat Manfred Märker auch, dass die Siedlungsstraße frisch saniert, keine 14 Tage später wieder aufgerissen wurde. Künftig werde ein Baustellen-Koordinator anstehende Straßenarbeiten planen, "damit alles in einem Rutsch erledigt wird", kündigte OB Hartmann an.

Als Radfahrer schätzt Norbert Bandt die Schutzstreifen, die in jüngster Zeit an vielen Stellen entlang von Fahrbahnen markiert wurden. Allerdings müsste der Winterdienst diese Bahnen räumen, statt dort den Schnee von der Fahrbahn hinzuschieben, schimpfte Bandt. Als schwierig erlebt Sandra Kramer die Kreuzung der Münchner Straße, wo der Radweg von der Schillerstraße her plötzlich endet. Zum Bahnhof würden einige Radfahrer am Fußgängerüberweg in die Straße einfahren, andere schon davor die Rechtsabbiegespur kreuzen, "jeden Morgen ein Chaos".

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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