Bike-Sharing:Statt Auto

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In Hebertshausen steht ein Lastenrad am Bauhof. Bürgermeister Richard Reischl hat es getestet. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadt Dachau bezuschusst einen Lastenfahrrad-Verleih. Damit können Einwohner ohne Fahrzeug ihre Einkäufe erledigen

Von Petra Schafflik, Dachau

Auch ohne Auto kommen Bürger in der Stadt recht gut zurecht. Mit den städtischen Linienbussen oder dem eigenen Fahrrad lassen sich die meisten Ziele ansteuern. An Grenzen stoßen Dachauer ohne eigenes Fahrzeug aber bisher, wenn sie Großeinkäufe erledigen wollen. Oder das alte Sofa zum Recyclinghof kutschiert werden muss. Genau hier setzt jetzt das Projekt Leih-Lastenfahrrad mit den Namen Leila an, das der Fahrradclub ADFC Dachau ins Leben rufen möchte. Zwei unterschiedlich große Lastenfahrräder, beide mit elektronischer Tretunterstützung, sollen zentral zum Ausleihen für alle Bürger bereitgestellt werden. Eine Idee, die auch den Stadträten gefällt. Mit großer Mehrheit billigte der Umwelt- und Verkehrsausschuss deshalb nun einen Zuschuss von 6350 Euro für das Projekt. Die Stadt beteiligt sich mit knapp 50 Prozent an den Anschaffungskosten der zwei Fahrzeuge. "Eine sinnvolle Sache", findet Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

So ein Lastenfahrrad mag bei Bedarf praktisch sein, dennoch werden die wenigsten Bürger über einen Kauf nachdenken. Dafür sind diese Packesel unter den Rädern zu teuer, werden im Alltag zu selten benötigt und brauchen dazu noch einen geeigneten Abstellplatz. Gerade deshalb könnte ein Sharing-Modell sinnvoll sein, bei dem viele Dachauer bei Bedarf so ein Vehikel nutzen können.

Das finden jedenfalls die Initiatoren vom ADFC. Die Rahmenbedingungen sind bereits geklärt: Angeschafft werden sollen zwei unterschiedliche Modelle. Einmal ein zweirädriges Transportrad mit vorgelagerter Wanne, wie es für Alltagsbesorgungen oder auch Ausflüge mit Kindern geeignet ist. Dazu ein dreirädriges Schwerlastrad mit rückwärtiger Ladefläche, das auch große Transporte stemmt. Stationiert würden die beiden E-Lastenfahrräder in der städtischen Tiefgarage am Sparkassenplatz, der Verleih wird in Kooperation mit dem Carsharing-Anbieter Statt-Auto abgewickelt, der dort seine Autos stehen hat. Ein Dachauer Radlhändler wird den Service und notwendige Reparaturen übernehmen. Wer sich ein Lastenrad ausleihen will, soll eine kleine Gebühr von sechs Euro am Tag bezahlen.

Ein Modell, das auch die meisten Stadträte so überzeugte, dass sie einem Zuschuss von 6350 Euro zustimmten. Damit wird das Projekt stärker gefördert, als das städtische Förderprogramm Mobilität allgemein für jedermann den Kauf eines Lastenfahrrads unterstützt. Danach erhalten Bürger oder Unternehmen einen Zuschuss von 1000 Euro für ein Fahrzeug. Die Sonderförderung kritisierte Wolfgang Moll (parteilos) massiv. Da eine Leihgebühr verlangt werden soll, "geht es um einen Wirtschaftsbetrieb", schimpfte Moll. Deshalb solle der ADFC den üblichen Zuschuss aus dem Mobilitäts-Programm erhalten, alles andere sei Wettbewerbsverzerrung.

Weniger kritisch sahen die übrigen Stadträte die Leihgebühr. Die Fahrräder müssten auch repariert werden, weiß Franz-Xaver Vieregg (ÜB). "Dafür ist die Gebühr." Eine Gewinnerzielungsabsicht sei nicht erkennbar, "nur soll das Sharing nicht auf Kosten des ADFC gehen", erklärte Bauamtsleiter Moritz Reinhold. So ein Lastenrad-Verleih würde sich für einen Unternehmer vermutlich nicht rentieren, bringe aber das eine oder andere Auto von der Straße, sagte Peter Strauch (CSU). Die Stadträte billigten deshalb mehrheitlich mit drei Gegenstimmen den Zuschuss. Zur Freude der Initiatoren. Nun kann bis Ende des Jahres, so Monika Zott vom ADFC auf Nachfrage, das Sharing-Programm Leila zumindest mit einem Lastenfahrrad starten.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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