Beschluss des Gemeinderats:Gegen einen Supermarkt

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Bürgermeister Helmut Zech sieht keinen Bedarf für einen Vollsortimenter in Pfaffenhofen. In den Nachbarkommunen gibt es bereits Lebensmittelmärkte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Pfaffenhofen lehnt die Idee eines Projektentwicklers ab, an den Kreisverkehr einen 800 Quadratmeter-Laden zu billigen

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Der Pfaffenhofener Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einen weitreichenden Beschluss gefasst: Es soll keinen Lebensmittelmarkt am "Pfaffenhofener Kreisel", der Pfaffenhofen mit Wagenhofen verbindet, geben. Mit einer deutlichen Mehrheit von sieben Stimmen gegen drei (drei Mitglieder des Gremiums fehlten) lehnten die Kommunalpolitiker einen entsprechenden Antrag ab.

Im gesamten Orts gibt keinen Supermarkt, der ein volles Sortiment anbietet, in Pfaffenhofen gibt es lediglich einen Hofladen mit eigener Metzgerei. Kürzlich hatte ein Projektentwickler bei der Gemeinde sein Interesse an einem rund 5000 Quadratmeter großen Areal am "Kreisel" zwischen der alten und neuen Staatsstraße 2052 bekundet. Dort könnte ein Markt mit einer Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern entstehen - in etwa halb so groß wie der Neubau, den die Edeka-Kette zurzeit in Odelzhausen realisiert.

Bürgermeister Helmut Zech (CSU) begründete seine ablehnende Haltung: "Zurzeit besteht bei uns einfach kein Bedarf", sagte er. Vor rund zwei Jahren, als eine ähnliche Anfrage kam, hatte der Rathauschef gegenüber der Süddeutschen Zeitung noch völlig anders argumentiert: "Es würden einige Arbeitsplätze entstehen und unsere Gemeinde hätte einen zusätzlichen sozialen Treffpunkt", erklärte er damals. Doch der Interessent machte schließlich einen geändert, denn: "In den Nachbarorten Odelzhausen und Ried gibt es ein breites Angebot, das von der Pfaffenhofener Bevölkerung genutzt wird."

Sein Stellvertreter Harald Mang (AWG) widersprach vehement: "Es muss in unserem ureigensten Interesse sein, unseren Bürgerinnen und Bürgern Einkaufsmöglichkeiten vor Ort anzubieten." Zech und weitere Gemeinderatsmitglieder bezweifelten, dass ein derartiger Markt rentabel wäre, trotz der "optimalen Lage am Kreisverkehr". Dieser soll direkt an der Staatsstraße 2052 nach Mering (Landkreis Aichach-Friedberg) und der Kreisstraße DAH 13/FFB 14 nach Egenhofen (Landkreis Fürstenfeldbruck) eingerichtet werden. Vor zwei Jahren hatte Zech noch argumentiert, dass jeden Morgen und Abend etwa 5000 Fahrzeuge, allein aus dem Friedberger Raum dort vorbeirauschten. Aus dem Brucker Hinterland kämen weitere 2500 Fahrzeuge täglich. Zudem sind nach einer Studie zum Odelzhausener Durchgangsverkehr aus dem Jahre 2016 auf der Staatsstraße 2052 täglich rund 9300 Fahrzeuge zwischen Odelzhausen und Pfaffenhofen unterwegs. Weit ab vom Schuss ist der Ort, an dem der Projektentwickler sich einen Vollsortimenter vorstellt, also keineswegs.

Mang meinte zur Frage der Rentabilität nur: "Ehrlich gesagt, ist das nicht unser Problem, sondern das des Betreibers." Im übrigen gehe er davon aus, dass eine Supermarktkette sich vorab sehr genau überlege, ob sich die Investition für einen neues Geschäft rechne. Bernhard Naßl (Parteifreie/CSU) gab zu bedenken: "Der Standort ist so etwas wie ein Eingangstor zur Gemeinde. Ein Markt macht sich da nicht gut." Insbesondere, wenn es sich um einen Discounter handele, pflichtete Michael Gutmann (CSU) bei, "dann erhält die Kommune nicht einmal Gewerbesteuereinnahmen."

Der ehemalige ADAC-Sprecher und Verkehrsexperte Klaus Reindl (AWG) schloss sich der ablehnenden Haltung seiner beiden CSU-Kollegen an, schränkte allerdings ein: "Wenn die Umgehungsstraße in Odelzhausen fertiggestellt ist, könnte sich die Lage nochmals ändern."

Das Thema Verkehrsvermeidung dank wohnortnaher Geschäfte spielte bei den Überlegungen des Pfaffenhofener Gemeinderats keine Rolle. Eine Zuhörerin erklärte nach der Ratssitzung: "Mit einem Lebensmittelgeschäft ist es ja nicht getan. Wenn ich zum Einkaufen fahre, schaue ich auch beim Drogeriemarkt, beim Getränkehändler und anderen Läden vorbei." Eine zweite Bürgerin kommentierte: "Ohne Auto kann man sowieso nicht zum Einkaufen gehen, dazu sind die Taschen viel zu schwer."

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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