Belastung Tag und Nacht:Umzug hängt weiter in der Luft

Lesezeit: 2 min

Nicht gern gesehen in Oberschleißheim und Umgebung: Hubschrauber der Polizei im Anflug. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Regionale Planungsverband München äußert wegen des Lärms Bedenken gegen zusätzliche Polizeihubschrauber in Oberschleißheim. In der benachbarten Gemeinde Karlsfeld klagen insbesondere die Bewohner des Schwarzhölzls schon jetzt über das Dröhnen der Rotoren

Von Gudrun Passarge, Oberschleißheim/Karlsfeld

Der Kampf gegen die Verlegung der Polizeihubschrauberstaffel Bayern vom Flughafen München nach Oberscheißheim geht in die nächste Runde. Nun hat auch der Regionale Planungsverband München (RPV) einstimmig seine Bedenken gegen das Vorhaben zum Ausdruck gebracht. Grund ist die erhöhte Lärmbelastung, die das neue Gutachten der Regierung von Oberbayern für Teile Oberschleißheims sowie für Feldmoching und Hasenbergl ergeben hat. Wie Oberschleißheims Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) mitteilte, wird es einen zweiten Erörterungstermin im Mai geben. Auch die Bürger der Gemeinde Karlsfeld, speziell die Bewohner im Schwarzhölzl, klagen schon jetzt, da in der Nachbargemeinde nur die Bundesstaffel angesiedelt ist, über die Lämbelastung, die die Hubschrauber zu jeder Tages- und Nachtzeit verursachen.

Der RPV hatte bei der ersten Beteiligung zur Verlegung noch zugestimmt, allerdings unter dem Vorbehalt, dass auf die Wohngebiete keine erhöhten Belastungen zukommen. Durch das neue Gutachten, mit dem das Luftamt Südbayern auf die Kritik des Oberschleißheimer Anwalts reagiert hat, liegen jetzt andere Werte vor. Unter anderem hat der Gutachter nun größere Modelle miteinbezogen und auch mehr Trainings- und Übungsflüge. Nach diesen Berechnungen ergeben sich demnach Lärmpegel von 50 bis 55 Dezibel am Tag etwa im Bereich Wintersteinstraße im Hasenbergl. Auch in Oberschleißheim seien nun die Liliental-, Zeppelin- und Ernst-Udet-Straße sowie der Bereich der St.-Hubertus-Straße und Teile des Lehr- und Versuchsguts von solchen Lärmpegeln betroffen.

Die Gemeinde Oberschleißheim kämpft von Anfang an gegen die Ansiedlung der Polizei-Hubschrauberstaffel. Im ersten Erörterungsverfahren hatte ihr Anwalt einige Schwächen des Gutachtens aufgedeckt und Nachbesserungen gefordert. Die Landesregierung plant auf dem Gelände in Oberschleißheim, die Landespolizeistaffel neben der Bundesstaffel anzusiedeln und verspricht sich dadurch Synergieeffekte. Für die Oberschleißheimer und auch viele Anlieger im Norden der Landeshauptstadt würde dadurch aber die Lärmbelastung steigen. Zu den jährlich 2500 Flügen der Bundespolizei sollen noch einmal 3500 der Landespolizei hinzukommen.

Die Oberschleißheimer, die zahlreiche Einwendungen erhoben haben, weisen auf die ohnehin schon starke Lärmentwicklung rund um den Ort durch den Bahn- und Autoverkehr hin. Der Hubschrauberlärm ist für viele der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Bürgermeister Kuchlbauer stellt auch dem neuen Gutachten ein schlechtes Zeugnis aus. So rechne der Gutachter beispielsweise eine abschirmende Wirkung geplanter Bauten am Flugplatz der Staffel mit ein, die der Bürgermeister bezweifelt. Ein kritischer Punkt sind für ihn auch die Sichtflug-und Instrumentenflugrouten. Der größte Teil der Flüge sei nicht geregelt, "die Piloten können jederzeit über den Ort fliegen", sagt Kuchlbauer. Sein Vertrauen in die Behörden sei "nicht so groß, sie bessern immer nur das nach, wo wir drauf kommen".

Der Bürgermeister ärgert sich auch über Flugübungen am Sonntagmorgen wie am vergangenen Wochenende. Beim nächsten Erörterungstermin im Bürgerhaus hofft Kuchlbauer diesmal auch auf eine starke Präsenz der Münchner, immerhin seien sie teils "deutlich mehr betroffen" als Oberschleißheim. Dazu sagt Karla Schilde vom Münchner Planungsreferat, die Stadt und Oberschleißheim unterstützten sich gegenseitig. "Wir werden auch versuchen, das beim Erörterungstermin zu zeigen."

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: