Baumfällarbeiten:Dem heißen Sommer zum Opfer gefallen

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An der Amper müssen zahlreiche Bäume gerodet werden. Die Hitze im Sommer hat ihnen zugesetzt.

Von Marie Groppenbächer, Dachau

An der Amper fallen wieder Bäume. Zum einen geht die Uferdammsanierung in die zweite Phase, zum anderen müssen von Hitze und Insektenbefall geschädigte Pflanzen abgeholzt werden. Vor zwei Jahren wurden die Stauhaltungsdämme im Bereich des Nordufers der Amper und entlang des Ostufers der Maisach saniert. Die Wege entlang der Amper stellen für die Stadtbewohner, die Ruhe und Entspannung im Grünen suchen, ein beliebtes Erholungsgebiet dar. Da war der Aufschrei in der Bevölkerung groß, als Büsche und Bäume radikal gefällt wurden. Auch die kommende Sanierung am Südufer der Amper und westlich der Maisach auf einer Länge von insgesamt drei Kilometern ist mit umfangreichen Rodungsmaßnahmen verbunden.

Um den Fehler der ersten Bauphase nicht zu wiederholen - die Dachauer erfuhren erst im Nachhinein, dass das Gehölz aufgrund gesetzlicher Vorgaben weichen musste - luden die Stadtwerke im Mai dieses Jahres zu zwei Rundgängen entlang der bisher noch unberührten Uferbereiche ein. "Um das Wasser sicher im Flussbett zu halten, müssen die Staudämme strikten Vorgaben genügen", erläuterte damals Gerald Nübel, technischer Werkleiter der Stadtwerke Dachau.

Technische Vorschriften verbieten grundsätzlich Gehölz auf Staudämmen und machen damit die Rodungen notwendig. Diesen radikalen Ansatz wollen die Stadtwerke Dachau jedoch, wo es möglich ist, vermeiden und Eingriffe in den Baumbestand, soweit vertretbar, minimieren, betonte Gerald Nübel. Denn die Stadtwerke unterstünden nicht nur den technischen Vorschriften, sondern auch dem naturschutzrechtlichen Vermeidungsgebot, das genau solche Eingriffsminimierungen fordert. Um genau abwägen zu können, wo wie viele Bäume weichen müssen, wurde für jeden Abschnitt des Flussufers eine separate Risikobewertung durchgeführt und über die Fällung entschieden. Davon profitiert der zweite Bauabschnitt, der jetzt auf dem Plan steht. In vielen Bereichen müssen zum Teil nur vereinzelt Bäume gefällt werden. Vor allem flussaufwärts fallen die Fällungen weniger massiv aus. "Da hier das Risiko für Leib und Leben nicht besteht, weil die Dämme flacher sind und das Land dahinter fast auf Flussniveau liegt, ist der Eingriff flussaufwärts Richtung Günding weniger massiv", bestätigt der Werksleiter. Auch im Bereich der Maisach-Mündung bleibt der Uferbewuchs weitgehend erhalten. Hier grenzen nicht Wohngebiete, sondern Auwald und Ackerflächen an das Gewässer an.

In stadtnahen Bereichen, vor allem vom Familienbad bis zur Mittendorfer Brücke und weiter ein kleines Stück Richtung Günding, gehen die Stadtwerke Flora und Fauna an den Kragen. Die Dammkrone muss wieder auf die gesetzlich vorgeschriebene Regelbreite von drei Metern freigerodet werden. "Insbesondere dort, wo der Damm steil und hoch aufragt, der Fluss über Landniveau angestaut ist und dahinter Menschen wohnen, ist dies unvermeidlich", erklärt Gerald Nübel.

Sobald nämlich ein Baum bei Sturm umstürzt, werden auch seine Wurzeln mit herausgerissen. Das wiederum greift den Damm an, dieser wird unterströmt oder bricht ganz. In Nu hat das Wasser seinen Weg in die angrenzenden Wohngebiete gefunden. Nicht nur bei Hochwasser würde so ein Szenario massive Überschwemmungen nach sich ziehen. Auch bei normalem Pegel werden bei einem Dammbruch rasch angrenzende Gebiete, die unter dem Wasserspiegel liegen, überflutet.

Die Stadtwerke erzeugen als städtischer Energieversorger in den beiden Kraftwerken an der Amper in Günding und Dachau Strom aus Wasserkraft und sind damit für die Staudämme am Fluss verantwortlich. Um überfluteten Wohngebieten vorzubeugen, werden nicht nur Bäume gefällt, sondern auch sogenannte Drainagekörper, Gabionen und Spundwände zur Stabilisierung gebaut. Drainagekörper sind ein technisches System, das Vernässung an Bauwerken und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entgegenwirken soll. Dabei wird, ähnlich wie bei einer Drainage, die der ein oder andere vom Arztbesuch kennt, Wasser erfasst und zielgerichtet abgeleitet.

Die Gabionen, mit Steinen gefüllte Drahtkörbe, werden im Bereich der Maisach-Mündung aufgestellt. Die Spundwände, die ebenfalls der Abdichtung gegen Wasser dienen, werden am Nordufer des Werkkanals verbaut. Die Arbeiten zur Ampersanierung sollen in Kürze beginnen. Die Fertigstellung ist witterungsbedingt für Ende März geplant.

Unabhängig von den Sanierungsplänen wird auch entlang des Georg-Andorfer-Wegs an der Amper schon fleißig gerodet. Während sich erhitzte Gemüter an heißen Sommertagen im Dachauer Freibad gegenüber abkühlen konnten, litten viele Bäume unter der ständigen Hitze. Insbesondere im Bereich zwischen der Ludwig-Dill-Brücke und dem Christian-Hergel-Weg hat der fehlende Niederschlag einige ältere Bäume massiv geschädigt. Bei Sturm oder Schnee drohen die alten Äste zu brechen, und damit Fußgänger und Radfahrer zu gefährden.

Auch hier sind die Stadtwerke für die Sicherheit der Bürger verantwortlich und nimmt deshalb gezielte Rodungen vor. Einige geschädigte Weiden haben Glück und werden nur auf etwa 1,5 Meter gekappt. Als so genannte Kopfweiden können sie dann weiter gepflegt werden. Anders ergeht es da den Birken und drei mächtigen Pappeln. Sie sind nicht mehr zu retten und müssen gefällt werden. Auch einige jüngere Eschen müssen weichen. Sie wurden vom Eschentriebsterben erfasst, dass seit 2008 in ganz Bayern und fast ganz Europa vorkommt. Dafür verantwortlich ist ein Pilz, das Falsche Weiße Stengelbecherchen. Ein Rückschnitt befallener Pflanzenteile würde nicht ausreichen, um den Schädling wieder in den Griff zu bekommen.

Die Fällarbeiten, die bereits am 19. November begonnen haben, werden bald abgeschlossen sein. Dann folgen in diesem Bereich laut Auskunft der Dachauer Stadtwerke und in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde Ersatzpflanzungen von geeigneten Bäumen und entsprechende Maßnahmen, um gefährdete Tierarten zu schützen.

Will der Mensch und in diesem Fall die Stadtwerke Dachau auch der Natur Herr werden, ist auf eines Verlass. Gewiss holt sie sich ihren Lebensraum zurück. Wie im ersten Abschnitt der Uferdammsanierung, wo nun satt Büschen und Bäumen, Blumen und Gräser wachsen und Insekten einen natürlichen Lebensraum bieten.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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