Bahnübergänge:Barrierefreiheit nützt uns allen

Lesezeit: 1 min

Weil Menschen nicht nur dauerhaft, sondern auch vorübergehend behindert, verletzt oder belastet sein können, ist Barrierefreiheit für alle wichtig

Von Viktoria Großmann

Niemand ist gern von der Hilfe anderer abhängig. Und seien wir ehrlich: Jeder ist froh, wenn er im Alltag nicht allzu oft anderen beispringen muss. Sei es, weil jemand Hilfe beim Treppensteigen braucht oder mit dem Rollator schwer in den Bus kommt. Alle sind glücklich, wenn jeder so gut es geht allein zurecht kommt. Damit das funktioniert, wird heute vielerorts auf die sogenannte Barrierefreiheit geachtet. Taktile Leitsysteme helfen Sehbehinderten bei der Orientierung. In Bussen und Bahnen, auf Bahnhöfen und in öffentlichen Gebäuden sollen Türen und Wege breit genug sein für Menschen im Rollstuhl - das nützt aber auch Eltern, die einen Kinderwagen dabei haben und allen, die mit Gepäck unterwegs sind. Großzügige räumliche Planung macht das Leben für viele Menschen leichter.

Genau deshalb, weil Menschen nicht nur dauerhaft, sondern auch vorübergehend behindert, verletzt oder belastet sein können, ist Barrierefreiheit für alle wichtig. Hinzu kommt der demografische Wandel: Wir werden alle immer älter und wollen dabei mobil bleiben. Es ist darum vernünftig, wenn Bundesministerien Richtlinien ausgeben und Behörden auf deren Umsetzung achten. Es nützt jedoch wenig, die Vorgaben schludrig umzusetzen oder einfach irgendetwas zu bauen, das den Richtlinien zwar entspricht, aber nicht sinnvoll ist. Ein stufenloser Zugang zum Bahnsteig, der 250 Meter lang ist - wie in Erdweg - ist einem Menschen, dem das Gehen schwerfällt und der sich dazu auf seinen Rollator stützen muss, nicht zuzumuten. Auch wenn die Rampenneigung gerade noch im Rahmen der Vorschriften ist.

Ein Mensch, der die Treppen zum Bahnsteig hinaufrennt oder herunterspringt, weiß oft nicht, wie einfach er es im Leben hat. Die Kritik an dem, was die Bahn entlang der Linie S2 gebaut hat, geht nicht nur Rollstuhlfahrer etwas an. Es geht dabei um eine Vorsorge für uns alle und die Frage, wie wir leben wollen. Die Antwort kann nur lauten: Miteinander. Und das geht am besten, wenn keiner ausgeschlossen und behindert wird.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: