Ausstellung in Dachau:Die Farben der Nacht

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Uta Zaumseil erstellt malerische Grafiken aus einer einzigen Platte

Es sind Traumbilder, Nachtbilder, die Uta Zaumseil aus Thüringen nach Dachau mitgebracht hat. Auf einer der Arbeiten, die von ihr in der KVD-Ausstellung "Alien Polka" im Dachauer Schloss hängt, sitzt ein Mann vor einem hell erleuchteten Computerbildschirm: "Online" hat sie diese Arbeit genannt, in der die Einsamkeit des Menschen spürbar wird, der, ganz für sich, in den Weiten des digitalen Netzes unterwegs ist. Uta Zaumseil ist Autodidaktin, der Besuch einer Akademie war für sie in der ehemaligen DDR nicht möglich. Sie wurde Buchhändlerin, habe aber dennoch "immer nebenbei Kunst gemacht", erzählt sie. Sofort nach der Wende machte sich Uta Zaumseil als Künstlerin selbständig. Als Schwerpunkt ihrer grafischen Arbeit nennt Zaumseil die Weiterentwicklung des Hochdrucks mit all seinen Möglichkeiten. Dabei verwendet sie die Technik des "Verlorenen Schnitts": Während im herkömmlichen Farbholzdruck für jede Farbe eine eigene Platte geschnitten wird und diese Platten übereinander gedruckt das fertige Bild ergeben, arbeitet Uta Zaumseil mit einer einzigen Platte, die für jeden Druckgang immer weiter bearbeitet wird. Sie beginnt mit der hellsten Farbpartie und arbeitet sich, immer weiter schneidend, voran bis zum Druck der dunkelsten Farbe.

Momente des Erlebens im Alltag: "Online" von Uta Zaumseil. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Während des Arbeitsprozesses fließen immer wieder Überlegungen und Entscheidungen über das weitere Vorgehen in die Gestaltung mit ein: Keine dieser Entscheidungen kann schließlich rückgängig gemacht werden. Das Ergebnis des Arbeitsprozesses ist ein Unikat: Die Druckplatte ist am Ende der erfolgten Druckvorgänge zerstört. Ganze Auflagen herzustellen wäre aus Zaumseils Sicht ohnehin "steril": "Mich interessiert das einzige, das einzigartige Bild", sagt sie. Mit der von Uta Zaumseils entwickelten Technik lassen sich atmosphärisch sehr dichte, malerisch wirkende Bilder erzeugen. So scheint der Mann vor dem Bildschirm in "Online" ganz auf sich und sein Tun konzentriert zu sein. Das ihn umgebende nächtliche Dunkel, in dem nur angedeutete Strukturen jenseits der zentralen Figur Spielraum für eigene Deutungen zulassen, spielt farblich von zartem Lila über Grau und Blau bis hin zu Schwarz. "Ich bin immer auf der Suche nach der richtigen Nachfarbe", sagt Zaumseil, die ihre Farben selber aus Pigmenten und Bindemitteln zusammenmischt.

Eines der Künstlerportraits von Uta Zaumseil. (Foto: Johannes Karl)

Uta Zaumseils Arbeiten sind mit wichtigen Grafikpreisen ausgezeichnet worden und sie sind in zahlreichen vor allem deutschen Sammlungen vertreten. Der kleine thüringische Ort Mehla, wo sie mit ihrem Mann Peter Melle, ebenfalls Künstler, in der ehemaligen Dorfschmiede wohnt, ist einer ihrer Lebensmittelpunkte, die Großstadt Berlin, wo ihr Sohn Kunst studiert und wo sich Zaumseil viele ihrer Inspirationen holt, der andere.

In der Reihe "Polka Aliens" werden Künstler und ihre Werke aus der KVD-Sommerausstellung "Alien Polka" vorgestellt. Die Ausstellung im Dachauer Schloss ist bis 5. September zu sehen. Die Porträtvignetten basieren auf Druckgrafiken des Dachauer Künstlers und KVD-Vorsitzenden Johannes Karl.

© SZ vom 05.08.2021 / RZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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