Aus Spaß wird Ernst:Gefährliche Spielzeugwaffen

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Softairpistolen sehen echten Waffen täuschend ähnlich und können Menschen durchaus verletzen. (Foto: dpa)

Jugendliche schießen mit Softairpistolen auf zwei Passanten - die Polizei ermittelt wegen versuchter Körperverletzung.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld/Hebertshausen

Mit dem Schrecken davongekommen ist eine 38-jährige Radlerin. Sie fuhr am Dienstagabend nichts ahnend am Karlsfelder Hallenbad vorbei, ein 35-Jähriger joggte entspannt neben ihr her, als plötzlich aus einem Gebüsch auf die beiden geschossen wurde. Eine Kugel traf die Frau, berichtet die Polizei. Glücklicherweise wurde sie nicht verletzt. Die Kugel stammte aus einer Softair-Pistole, wie sich schnell herausstellte. Die Täter waren Jugendliche. Sie saßen im Gebüsch und machten sich einen Spaß daraus, auf Passanten zu zielen. Doch als die 38-Jährige und ihr Begleiter auf das Gebüsch zutraten, um dem Treiben ein Ende zu setzen und die Jugendlichen zur Rechenschaft zu ziehen, flüchteten diese in verschiedenen Richtungen davon. Vier oder fünf sollen es nach Angaben der beiden Karlsfelder gewesen sein. Sie alarmierten sofort die Polizei, die mit Unterstützung ihrer Kollegen von der Autobahn eine Großfahndung herausgab und mit mehreren Streifenwagen nach den Übeltätern suchte. Doch ohne Erfolg.

Mit Schusswaffen in aller Öffentlichkeit auf Leute zu ballern wie in einem Computerspiel ist kein "Dummer-Jungen-Streich" mehr oder gar ein Spaß, auch wenn es sich bei Softair-Pistolen um sogenannte Spielzeugwaffen handelt, die man in jedem Kaufhaus bekommen kann. "Draußen haben sie nichts verloren", stellt der Pressesprecher der Dachauer Inspektion, Roland Itzstein, klar. "Außerdem richtet man grundsätzlich keine Waffe auf Menschen." Nur im abgegrenzten Bereich, in dem man sich für eine Ballerei mit Schutzbrillen und Ähnlichem rüstet, dürfe man damit "herumfuchteln". Auch wenn es sich bei der Softair-Pistole nicht um eine Waffe im herkömmlichen Sinn handelt, so haben die Jugendlichen mit ihrer Aktion dennoch den Tatbestand der versuchten gefährlichen Körperverletzung erfüllt, denn die Pistole kann einen Menschen verletzen. Das ist auch der Grund, weshalb die Polizei weiterhin gegen die Täter ermittelt. Einer der Jugendlichen hatte eine schwarze Hose an und ein weißes T-Shirt. Er flüchtete mit einem lila-schwarzen Fahrrad. Wer Hinweise auf die vier oder fünf Missetäter geben kann, wird gebeten, unter der Telefonnummer 08131/56 10 Hinweise an die Polizei zu geben.

Jeder dachte, die Pistole sei echt - auch die Beamten

Die Erfahrung, dass der Einsatz einer Softair-Pistole in der Öffentlichkeit kein Spaß ist, muss derzeit übrigens auch ein 22-jähriger Hebertshausener machen. Montagnacht hatte er seine Druckluftpistole bei einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe von Jugendlichen eingesetzt. Die Gruppe von 16- bis 32-Jährigen saß laut Polizei an der Bahnhofstraße von Hebertshausen. Als der 22-Jährige mit seinem Bekannten an ihnen vorbeiging, kam es zu Pöbeleien und Beschimpfungen. Man geriet so heftig aneinander, dass im Nu eine Rauferei im Gange war, bei der sich einer verletzte. Der 22-Jährige sah plötzlich seine Chance, doch noch die Oberhand zu gewinnen und zog seine Spielzeugwaffe, die allerdings einer echten Pistole täuschend ähnlich sieht. Die Softair-Pistole verfehlte ihre Wirkung nicht: Die Gegner waren geschockt und mit einem Mal sehr gefügig. Jemand alarmierte die Polizei, die gleich mit drei Streifenwagen anrückte. Jeder dachte, die Pistole sei echt - auch die Beamten. Als sich der Bluff offenbarte, wendete sich das Blatt erneut. Jetzt muss sich der 22-Jährige fürchten: Gegen ihn ist Anzeige wegen Bedrohung erhoben worden. Das Verhör auf dem Revier steht noch aus, die Gerichtsverhandlung auch. Dass die Waffe nur ein Spielzeug war, spielt nur bei der Strafzumessung eine Rolle. Der Tatbestand jedoch ist erfüllt.

Auch wenn sich die Vorfälle mit Softair-Waffen jetzt gehäuft haben, muss sich niemand vor ständigen Bedrohungen fürchten, sagt Itzstein. Derartige Fälle sind sehr selten.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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