Architekturwettbewerb für Gymnasium in Karlsfeld:Kleine Schule in der großen Schule

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Für den Bau eines vierten Landkreis-Gymnasiums zeichnet die Jury vier Konzepte aus - alle orientieren sich am innovativen Lernhausmodell. Jury-Vorsitzender Ulrich Holzscheiter lobt die "herausragende Entwurfsqualität"

Von Renate Zauscher, Dachau/Karlsfeld

Spätestens im Herbst 2025 soll das fünfzügige Gymnasium, das der Landkreis Dachau zusammen mit der Stadt München in Karlsfeld an der Bayernwerkstraße bauen will, bezugsfertig sein. Jetzt wurde ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projekts getan: Die Entscheidung über die Reihung der Preisträger des Architektenwettbewerbs ist gefallen. Landrat Stefan Löwl (CSU) und Ulrich Holzscheiter, der Vorsitzende des Preisgerichts, das über die eingereichten Entwürfe zu befinden hatte, stellten am Samstag die vier mit Preisen ausgezeichneten Konzepte für den Bau des Gymnasiums mit einer Vierfach-Sporthalle einem kleinen, interessierten Kreis von Gästen in der Sporthalle der Dachauer Berufsschule vor. Sieger im Wettbewerb wurde der Entwurf des Münchner Büros Fritsch+Tschaitse Architekten GmbH.

Mit der Qualität der eingereichten Entwürfe für den Architekturwettbewerb zeigt sich der Vorsitzende des Preisgerichts, Ulrich Holzscheiter, sehr zufrieden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Es war ein harter Kampf", sagte Landrat Löwl bei der Begrüßung der etwa zwanzig Zuhörer. Das mit elf stimmberechtigten Vertretern aus Landkreis Dachau und Stadt München besetzte Preisgericht hatte die Aufgabe gehabt, unter insgesamt 23 Entwürfen die Arbeit zu finden, die sich nach Überzeugung der Preisrichter und -richterinnen am besten für eine Umsetzung eignet. Über den Ablauf des Verfahrens berichtete Walter Landherr, der zusammen mit Ralf Wehrhahn die Durchführung des Wettbewerbs koordiniert und eine Vorprüfung aller eingegangenen Entwürfe geleitet hatte. Dabei sei es unter anderem um die Vergleichbarkeit der Zahlen gegangen, mit denen die einzelnen Büros gearbeitet hatten, um "objektive Maßstäbe" für die Beurteilung zu erhalten, sagte Landherr.

Der Entwurf von Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten mit runden Baukörpern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach Erstellung eines Vorberichts musste das Preisgericht prüfen, welche Entwürfe die Zielsetzungen und Vorgaben der Bauherren am überzeugendsten umsetzen. Die vielleicht wichtigste Zielvorgabe war die, einen Komplex aus "Lernhäusern" zu entwickeln: ein Konzept, das Peter Mareis, Schulleiter des Josef-Effner-Gymnasiums, als "kleine Schule in der großen Schule" beschreibt. Aber auch andere Kriterien spielten bei der Beurteilung der vielen eingereichten Entwürfe eine Rolle. Dazu gehörte die überzeugende Anordnung unterschiedlicher Funktionsbereiche im Haus, die Frage der Verkehrsführung oder die Lösung von Problemen, die mit der Hochwasserproblematik und dem hohen Grundwasserspiegel auf dem Gelände zu tun haben. Nicht zuletzt spielte auch die Frage eine Rolle, ob sich die Menschen, die künftige hier lernen und unterrichten sollen, sich in der jeweiligen Atmosphäre des Gebäudes wohlfühlen können.

Im Rennen ist auch noch der Entwurf des Berliner Büros Hascher Jehle Design GmbH. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Preisgericht hat sich seine Entscheidung offensichtlich nicht leicht gemacht. Zunächst wurden die vier in die engere Wahl gekommenen Büros zu einer Überarbeitung ihres Entwurfs aufgefordert, um einige Defizite zu beheben, die die Preisrichter beanstandet hatten. Erst in einer zweiten Sitzung Mitte Januar kam das Preisgericht dann zu einer endgültigen Entscheidung über die Reihung der Siegerentwürfe. Dabei konnte sich der Entwurf des Büros Fritsch+Tschaidse aus München durchsetzen gegen die Wettbewerbsbeiträge der Büros BOF Architekten Partnerschaft in Hamburg und die beiden Berliner Büros Hascher Jehle Design GmbH und Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, die ebenfalls mit Preisen ausgezeichnet wurden. Bei der Wahl des Wettbewerbssiegers habe vor allem die "überzeugende Umsetzung der Philosophie des Lernhauses" eine wichtige Rolle gespielt, erklärte Ulrich Holzscheiter bei der Vorstellung des Entwurfs, ebenso auch die Öffnung des Gebäudekomplexes mit zwei Obergeschossen nach außen oder die Abstufung des Gebäudes in Richtung der angrenzenden Wohnbebauung. Zusammenfassend sprach Holzscheiter von einer "herausragenden Entwurfsqualität".

Der 2. Preis ging an den Wettbewerbsbeitrag des Büros BOF Architekten Partnerschaft in Hamburg. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Uns war es wichtig, den Schülerinnen und Schülern, die den ganzen Tag hier verbringen, ein lebendiges Umfeld zu bieten und auf den Terrassen der Lernhäuser auch das Lernen im Freien zu ermöglichen" sagt Rüdiger Fritsch. Durch das "Wechselspiel" zwischen Klassenräumen, in die man sich zurückziehen könne, den offenen, für selbständiges Lernen geeigneten "Foren", um die sich die Klassenzimmer gruppieren, und dem Außenbereich wolle man die Voraussetzung für unterschiedliche Unterrichts- und Lernsituationen schaffen.

Am meisten überzeugte das Preisgericht beim Architekturwettbewerb für das Gymnasium Karlsfeld der Entwurf des Büros Fritsch+Tschaidse aus München. Es bekam den 1. Preis bekam zuerkannt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die vier Preisträger werden jetzt zu einem Verhandlungsverfahren eingeladen, wobei zunächst auf Verwaltungsebene entschieden wird, welches Büro tatsächlich bei der Realisierung des Projekts zum Zuge kommen soll. Eine entsprechende Empfehlung wird an den Dachauer Kreistag übermittelt, der dann das letzte Wort hat.

Wer sich die Entwürfe, die im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht wurden, anschauen möchte, hat dazu noch bis zum 29. Februar Zeit. Die Turnhalle am der Dachauer Berufsschule am Heinrich-Neumaier-Platz 1 ist täglich in der Zeit von 10 bis 18 Uhr für interessierten Besucher geöffnet.

© SZ vom 25.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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