CSU-Wahlstrategie:Hausgemachter Stimmenschwund

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Umfrage-Tief hat viele Gründe - made in Bavaria

"Die Erosion der CSU" vom 8. September:

Beim Lesen des Artikels bekommt man ja wirklich Mitleid mit der armen, gebeutelten, selbsternannten Staatspartei. Da wird sie doch nicht nur von langjährigen Wählern offen gemobbt, die zur AfD abwandern wollen, trotz der "auf etlichen Feldern erfolgreichen Politik", wie Sebastian Beck schreibt. Und dann muss sie auch noch die Politik der großen Schwester CDU ausbaden, für die sie doch so überhaupt nichts kann und obwohl sie sich doch so heftig dagegen gewehrt hat. Wie ungerecht!

Ist dem Autor und ist den CSU-Granden schon mal die Idee gekommen, dass in allererster Linie diese Partei selbst durch ihr Handeln oder Nichthandeln sowie durch das Auftreten des Führungspersonals in München und Berlin die aktuellen Umfragewerte herbeigeführt hat? Beispiele: Themen, die möglicherweise Widerspruch in der Bevölkerung hervorrufen könnten und deshalb womöglich Wählerstimmen kosten, werden rigoros auf Eis gelegt in der Hoffnung, damit veschwänden sie aus der öffentlichen Wahrnehmung und spielten keine Rolle mehr im Wahlkampf. Die Zerschlagung des internationalen Alpenplans für ein lokales Ausbauprojekt am Riedberger Horn und die dritte Startbahn am Flughafen München sind nur die prominentesten solcher Themen, die nach der Landtagswahl leider wohl in alter Selbstherrlichkeit wieder auf den Tisch gebracht werden.

Viele Wähler wenden sich von einer Partei ab, die mit einer völlig abgehobenen Arroganz in verschiedensten Facetten auftritt:

1. Rechthaberisch - beim Thema Flüchtlinge war und ist der Grundton: "Wir haben es schon immer gesagt, wir hatten und haben recht."

2. Überheblich - Zitat Dobrindt zur geplanten Rückweisung von Asylbewerbern an der Grenze: "Das wollen wir durchsetzen und das werden wir durchsetzen. Sie kennen uns."

3. Sich selbst überschätzend - die "bundespolitische Bedeutung" ist ein selbst gestellter Anspruch, nicht mehr, so wie die als Mantra versuchte Gleichsetzung von Bayern und dieser Partei.

4. Falsche Beahuptungen - Söder im Fernsehinterview zur AfD: "... keine Partei grenzt sich deutlicher von der AfD ab als die CSU", aber das, nachdem sie seit Monaten politischer Erfüllungsgehilfe der AfD-Themen und -Ansichten ist.

5. Usurpation erfolgreicher Themen konkurrierender Parteien - "Strabs" (Straßenausbaubeitragssatzung; d. Red.) war ein Thema der Freien Wähler gegen die CSU, aber schwupps, schon hat die CSU das vereinnahmt und versucht, es als eigenen Erfolg zu verkaufen

Das sind die entscheidenden Gründe für die derzeitigen Prozentzahlen. Und die sind alle selbstgemacht. Made in Bavaria. Friedrich-Karl Bruhns, München

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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